Donnerstag, 31. Dezember 2015

Feuerball


Das Mädchen, das in Flammen steht. Feuer gefangen. Es dauert zehnmal so lange, sich wieder zusammenzufügen, wie es dauert zu zerbrechen. Das Mädchen, das in Flammen stand. Ascheregen. Es rieselt leise, aber die Wut lodert wie helles heißes Feuer. Funken sprühen und erhellen alles, die Energie ist förmlich greifbar. Phönix aus der Asche, erhebt sich in die Luft, breitet die Flügel aus und fliegt, fliegt endlich fort, endlich frei. Zurück bleibt beißender Rauch und der Geruch nach Verbranntem. Die Sonne scheint.

Freitag, 25. Dezember 2015

Öfter mal...ausmisten

Ich reiße die Tür zu meinem Zimmer auf, haste zu meinem Schreibtisch und versuche dieses eine Dokument zu finden. Verdammt, wo ist es bloß hin?? Beim Versuch, ein wichtig aussehendes Blatt Papier aus einem beinahe 30 Zentimeter hohen Stapel zu ziehen, gerät der ganze Turm ins Wanken, die Blätter verteilen sich auf dem Boden und reißen noch mein Mäppchen mit, dessen gesamter Inhalt sich dort ergießt. Super. Bin ja kaum im Stress. Als ich hektisch alles einsammeln und auf’s Bett werfen will, stolpere ich noch über meine Yoga-Matte, ein paar Kleidungsstücke und die fünf Bücher, die ich jetzt endlich lesen muss. Die Zeichen sind eindeutig: Ich sollte aufräumen und ausmisten.

Ich sollte ausmisten, mein Zimmer, meine Sachen, meine Kleidungsstücke. Und meine Kontakte, meine Bekanntschaften, meine Freunde. Zu viel Zeug raubt Zeit. Zu viele Menschen auch. Vor allem, wenn mir diese mehr Zeit rauben als schenken, wenn sich die geraubte Zeit verloren anfühlt oder wenn mir deren geschenkte Zeit schlichtweg nichts bringt. Nur Stress und Chaos, Gefühlschaos vielleicht. Den Überblick habe ich längst verloren, sehe den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr, den Holzfußboden vor lauter Krimskrams und die wahren Freunde vor lauter Partybekanntschaften nicht mehr. Ich will wieder den vollen Durchblick.

Und dazu muss ich Ordnung schaffen, klar Schiff machen. Denn ich will wieder Kapitän sein und die Richtung bestimmen, das Segel setzen und Fahrt aufnehmen. Doch dazu muss der Ballast über Bord, ich miste aus. Alles, was ich nicht brauche, kommt weg. Kaputtes, Unnützes, Ungeliebtes. Alles, was zu viel ist. Jeder, der zu viel ist. Jeder, der zu wenig für die Kategorie „Freund“ ist und du, der du zu viel dafür bist. Sie, weil sie da nicht hingehört. Er, weil er einfach nicht reinpasst. Du, weil du immer zu viel bist. In beinahe jedem Moment und dazu muss ich dich nicht einmal sehen, Gedanken reichen schon. Du passt nicht in mein Leben und ich habe keinen Platz in deinem. Ich will auch keinen Randplatz einnehmen und nur Zuschauer sein. Ich will Einfluss nehmen, will, dass du mich beeinflusst, aber das geht längst nicht mehr, ist nur Ballast.

Da gibt es andere, die mir helfen, Ballast zu tragen, die vielleicht zusammen  mit mir die Richtung bestimmen, mal das Steuer rumreißen und dafür sorgen, dass ich nicht kentere. Das sind die, die diese Fahrt schöner machen, leichter, wertvoller. Die ich nie missen will und die nie ausgemistet werden. Die anderen? Verzichtbar. Unverzichtbar vielleicht für einen netten Abend, eine Partynacht, einmal vergessen wollen. Aber verzichtbar für die Grundausrüstung, die steht fest. Ist unter Umständen noch erweiterbar. Der Rest ist Deko, schön anzusehen, manchmal erdrückend. Kann ausgemistet werden, kann über Bord.


Ich setze die Segel neu, neues Jahr, reise weiter. Richtung Horizont, gen Himmel und noch viel weiter. Der Wind dreht, schiebt mich an, kaum noch Widerstand. Ich nehme Fahrt auf. 


Jule

Sonntag, 13. Dezember 2015

3.Advent. Es brennt.

Advent, Advent, es brennt. Kerzenschein, ich allein. Die Flammen sind heiß, ja klar, ich weiß. Und trotzdem verbrenne ich mich, denke viel zu oft an dich. Verbrenne mir die Finger und mein Herz, spür‘ ihn wieder, stechender Schmerz. Offenes Feuer und offene Wunde, Erlösung zu keiner Stunde. Advent, Advent, ein Lichtlein brennt. Erst eins, dann zwei, dann drei, dann vier. Doch du stehst nicht vor meiner Tür. So lang‘ stand sie dir offen, jetzt hör ich endlich auf zu hoffen. Ich werd‘ sie verschließen, für immer. Dunkelheit, kein Lichtschimmer.


Stille Nacht, gib‘ auf dich acht. Hüte dich vor zu viel Nacht, es gibt niemanden, der wacht. Hüte dich vor zu viel Licht, das verschleiert dir die Sicht. Zünde eine Kerze an, im stillen Gedenken an vergangene Zeit. Und sei bereit.

Sei bereit, das Ende ist nicht mehr weit. Es brennen bereits 3 Kerzen. 3 Kerzen, von denen 2 schon um mehr als die Hälfte ihrer Größe geschrumpft sind und wulstige Wachsränder über Bord werfen. 3 Kerzen, die wie warnende Ausrufezeichen zu blinken scheinen, es sei genug. 3 Worte, deren Bedeutung ich nie verstanden habe. Bis jetzt. Bis jetzt, da ich weiß, wie viel Schmerz sie verursachen können, wie viel Enttäuschung, Wut, Leid. Wie viel Hoffnung. Wie viel Schönes entstehen und wie viel kaputtgehen kann. Hatte Feuer gefangen, damit gespielt, mich verbrannt. Funkenregen. Es brennt noch immer. Zeit heilt alle Wunden, wer aber zählt die Stunden? Aus Stunden werden Tage, aus Tagen werden Monate und noch immer. Noch immer Funken, zu heiß. Ich warte auf den Ascheregen.

Advent, Advent, es brennt. Tannenduft, ich bekomme kaum noch Luft. Ich schaue in die Flammen dieser drei Kerzen, so lange bis sie vor meinen Augen verschwimmen, bis alles verschwimmt, weil ich vor Tränen nichts mehr sehe. Brennende Kerzen und brennende Herzen. Eigentlich ist es nur mein Herz, das in Flammen steht. Das verbrennt. Bis nur noch Asche übrig ist.

Sei bereit, denn es brennen bereits 3 Kerzen. Sei bereit und warte auf die Schmerzen. Eine Flamme fehlt noch bis zum Ende, zu viel Energie, die ich verschwende.

Advent, Advent, es brennt. Träume, die ich jetzt versäume. Trügerisch war der Schein, ich will lieber allein sein. Ich will keine Nähe mehr, das schmerzt mich viel zu sehr. Ich will endlich erlöst werden vom Regen, dieses Buch beiseitelegen.

4.Advent. Die letzte Kerze erlischt. Es ist Nacht, stille Nacht. Ich brauche niemanden, der wacht. Und leise rieselt der Schnee, schwarz und dunkel liegt vor mir der See. Düster glitzert der Wald, ich freue mich, denn das Ende kommt bald. Die Hoffnung liegt begraben, ich will meine Freiheit wieder haben, will tanzen um’s Feuer und im Regen, vergilbte Buchseiten wegfegen. Ohne Hoffnung, doch mit Zuversicht, schaue ich in’s flackernde Licht. Heller Schein, es musste wohl so sein. Die Hitze wird der Wärme weichen, ein bisschen Glut muss reichen. Nach dem Regen kommen Schnee und Eis, und ich weiß, es wird anders sein. Doch ich bin nicht allein, bin umgeben von stiller Nacht. Hatte zu viel gedacht und werd‘ jetzt einfach tanzen bis zum Morgenlicht, neues Jahr und neue Sicht.


Bild von Vicky

Eure Jül

Dienstag, 8. Dezember 2015

Ich will alles. Alles in Maßen.

Ohja, ich fühle mich zurückversetzt, bin wieder Kleinkind, 5 Jahre alt, ungefähr. Stehe im Supermarkt und setze diesen Ort gleich mit dem Paradies, alles bunt, alles aufregend. Ich will alles. Will alles anfassen, probieren, herumtragen, haben, essen, besitzen. Will alles sehen, 180 Grad Kopfdrehung ist nicht genug. 360 Grad? Geht nicht. Ich kann weder alles sehen, noch anfassen, noch bekomme ich ein jedes dieser verlockenden Produkte. Unverständnis, Trotz, Wut. Warum nicht?!

Heute ist jetzt und das Leben erscheint mir wie ein riesiger Supermarkt mit schier endlosem Angebot, nichts, was es nicht gibt. Spaß, Partys, Freunde. Bekanntschaften, noch mehr Freunde. Freiheit, Ungebundenheit, Sex. Nur mit ihm, Nähe. Distanz, wenn ich sie mal brauche. Kleidung, Technik, Schmuck und Schnickschnack. Essen, in allen Farben und Formen. Das süße Leben, schmecken, riechen, verschlingen. Aber wann ist man satt, wann übervoll?

Bis vor kurzem dachte ich, nie bin ich satt, ich will alles, alles und noch mehr, mehr ist nicht genug. Ich kann alles haben. Ich will auf nichts verzichten. Ich will alles mitnehmen. Alles erleben, alles spüren, alles auskosten. Bis vor kurzem dachte ich, nie höre ich auf damit, immer hoch hinaus, immer bis zum Schluss. Und dann noch weiter?

Heute ist jetzt und ich will alles, immer noch. Aber in Maßen. Klingt langweilig? Manchmal, mag sein. Denn manchmal mache ich gar nichts, will ich gar nichts. Und manchmal übertreibe ich, eh klar. Aber dann ist auch wieder gut, ich kann mich besinnen, kann einen Gang runterschalten, oder zwei und komme trotzdem vorwärts. Lieber wähle ich in Maßen als in Massen, lieber selektiv als ohne Anspruch und Begrenzung. Lieber höre ich auf das, was mir guttut, als auf das, was mein Kopf mir sagt. Oder die anderen. Die Gesellschaft. Da entsteht nur Druck und den kann ich nicht brauchen, lieber lasse ich ihn ab und zwar nicht an mir, nicht an anderen, sondern in die Welt. In Versen und Verben, Kunst und Kritzeleien, Quatsch. Und dafür brauche ich Platz, den ich zu wenig habe, wenn ich übervoll bin.


Um mal wieder bildlich zu werden: Natürlich kann man den ganzen Tag planlos Süßigkeiten zu sich nehmen, Hauptsache, man probiert alles, jede Farbe, auch die runden und die bunten. Den Punkt, an dem man satt ist? Verpasst man. Bis zum Völlegefühl. Das ganze Austesten war es dann auch nicht wert. Maßvoller? Man überlegt sich, worauf man Lust hat und genießt, langsam, in vollen Zügen und bewusst. Dieses Stück sauteurer Schokolade, das so langsam auf der Zunge schmilzt, tausend Geschmacksknospen in Schwingung versetzt und mit ein bisschen Fantasie sogar nach Kaffee schmeckt. Ich überlege mir, worauf ich Lust habe. Party, Entspannung. Gesellschaft, Allein sein. Rennen, Spazieren. Stehenbleiben, Innehalten. Und genieße bewusst, diese Nacht mit euch, diesen Abend mit ihm und diese Stunden mit mir. Vielleicht will ich mehr, dann ist das okay, dann gönnt man sich halt ein zweites Stückchen. Dafür ist noch Platz. 


Eure Jül

Dienstag, 1. Dezember 2015

Bunte Kiste: November 2015

Sturm und Ruhe. Einbrechen und Aufbauen. Stabiler diesmal. Distanz und Nähe. Stolz und Stärke. 


Gefreut über: morgendliche Joggingrunden, Kaffeemomente, einen undiplomatischen Mälze-Abend, ganz viel Kürbissuppe, einen Ausflug nach Prag und einen nach Heidelberg, Glühweinmomente, ein chilliges Wochenende in der Heimat, Besuch aus Rosenheim und aus Berlin, Sektmomente, meine Yoga-Probestunde, den ersten Schnee, neue coole Menschen und den Duft von Mandarinen

Geärgert über: so einiges, was mir aber zurzeit nicht erwähnenswert scheint

Auszüge aus meinem Tagebuch:

"Wir können so stolz auf uns sein, haben schon so viel geschafft und schaffen auch noch den Rest. Und dann? Dann schreiben wir ein Buch, über unsere Geschichte. Eine Erfolgsgeschichte :)"

"Ich hätte nicht gedacht, dass ich so stark bin, hatte mich schon beinahe wieder aufgegeben. Gut, dass sie mir vor Augen geführt hat, was ich alles geschafft habe, schaffen kann. Genau im richtigen Moment."

"20.Mai 2016. Es ist machbar."

"Was ist schon normal? Schwer zu sagen. Aber das hier definitiv nicht."

"Ist das Heimweh? Dabei vermiss ich keinen Ort. Sondern nur Ruhe, Nähe, Menschen, besondere Menschen. Und dich."

"Mein Kopf versteht es einfach nicht, begreift mein Herz einfach nicht. So verdammt unlogisch. Es macht keinen Sinn und doch ist es so. Grand Canyon des Widerspruchs."

"Woher soll ich wissen, was gut ist für mich?! Wie viel davon? Wie viel soll es überhaupt um mich gehen, wie viel um andere?"

"Meine Maske ist gefallen, ich will nie wieder Puppe sein."

"Ist das ein Kriterium für Freundschaft?"

"Dieser Bahnhof. Eine Erinnerung taucht auf, tausende. Und versetzen mir einen Stich, tausende. Kalt ist es, mein Atem malt weiße Wölkchen in die Luft. Auch damals war es kalt, eisig kalt, und trotzdem war mir warm gewesen. Heute friere ich."

"Interessant, was sie bemerkt hat und vermutlich hat sie recht. Da ist etwas in mir zerbrochen. Aber das war wichtig. Als wäre die meterdicke Eisschicht eines zugefrorenen Sees immer dünner geworden und schließlich durchbrochen worden. Scherben, Splitter, Millionen Eiskristalle. Die Wunden verursacht und Narben hinterlassen haben. Aus denen Schmelzwasser wurde, das den Schmutz mitgenommen hat. Das mich befreit hat, irgendwie."

"Vorhersehbar war es. Trotzdem überrascht von diffusem Verlangen. Gedanken machen überflüssig. Einfach, weil es einfach war."



Und der Dezember?


Ich freue mich auf: Glühwein und Christkindlesmarkt, Schnee und den coolsten Symbiose-Adventskalender, Snowboarden (diesen Monat hoffentlich wirklich!), Schafmilchseifen, einen überfälligen Poetry-Slam, die Vollendung des Chaoten-Projekts, ein bisschen Chillen, mein nächstes Tattoo, Wiedersehen mit Schwesterherz, eine Geburtstags- und eine Weihnachtsparty

Jule

Freitag, 20. November 2015

In was für einer Welt leben wir eigentlich?!

Ein Freitagabend in Deutschland. WG-Essen, Gemütlichkeit. Cocktails, Feierlaune. Wir sind in Sicherheit. Und nehmen es nicht wahr, wissen es nicht zu schätzen, lachen, unbekümmert. Stunden später stellen wir fest, dass diese Sicherheit ein Trugschluss war, dass es Sicherheit gar nicht gibt. Nicht zu 100 %, nicht mal in dieser bayrischen Kleinstadt. Und erst recht nicht in dieser französischen Großstadt.

Menschen sind auf der Flucht, so viele, auf der Flucht vor Krieg, Leid, Terror. Wollen in Sicherheit sein, ihre Liebsten in Sicherheit wissen. Und kommen zu uns. Und müssen wieder bangen, um ihr Leben, um ihre Liebsten. Was ist das für eine Welt? Was passiert gerade? Was wird aus unserer Menschheit, der angeblich intelligentesten Rasse auf diesem Planeten?

Ich bin ein Optimist, manchmal naiv, leicht zu blenden, glaube ich doch immer an das Gute im Menschen. Und werde manchmal enttäuscht, verletzt. Muss feststellen, dass es nicht jeder gut mit mir meint, mit dir auch nicht. Aber dass diese Tatsache zu Misstrauen führt, das uns im Weg steht? Das mich daran hindert, mich dir zu öffnen. Aus Angst verletzt zu werden, mal wieder. Das uns daran hindert, auf Fremde zuzugehen. Aus Angst vor Terrorismus, panisch. Das darf nicht sein. Gerade jetzt ist es wichtig Vertrauen zu haben, in den Staat, die Politiker, dass sie die richtigen Entscheidungen treffen. In unsere Gesellschaft, an Zusammenhalt und Solidarität. Und vor allem in den Nächsten, der, der neben uns steht, den wir vielleicht nicht kennen, dem wir aber mal die Hand reichen können. Denn aus Misstrauen werden Vorwürfe, die viel kaputtmachen, die Zwietracht säen und uns angreifbar machen.


Also hört auf, denjenigen Vorwürfe zu machen, die trauern, die Mitgefühl zeigen für Paris. Egal, ob öffentlich oder still. Egal, ob sie beten oder ihr Profilbild ändern. Jeder nimmt anders Anteil, jeder trauert anders. Und hört auf, mit dem Finger auf die zu zeigen, die mit ihren Gedanken mehr in Paris sind als in Beirut. Oder Mali oder Afghanistan oder Eritrea. Deutschland ist nun mal geografisch näher an Frankreich. Und viele sind mit unserem Nachbarland auch stärker verbunden als mit einem Land, in dem sie noch nie waren. Ich nehme mich nicht aus. Aber das heißt nicht, dass Kriegs-und Terroropfer in nichteuropäischen Ländern weniger wert sind oder dass ich nicht Anteil nehme an dem, was auf anderen Kontinenten passiert, es ist nur weiter weg, aber trotzdem präsent. Es gibt keinen Maßstab für Trauer, Mitgefühl, Solidarität. Es gibt keine Skala und keinen Richtwert. Wichtig ist doch nur, dass es uns nicht egal ist, was passiert. Dass wir uns wehren, zusammen. Also kommt schon, reißt die Fäuste hoch! Doch davor: nehmen wir uns an der Hand. 

Jül

Mittwoch, 11. November 2015

Bin ich im falschen Film?!

Das Leben ist kein Film. Kein Film mit Happy End. Und auch kein Roman. Oder vielleicht doch?


Letzte Woche war in an einem Punkt, an dem ich keinen anderen Ausweg sah als Frontalknutschen. Den Film natürlich. Den besten Film überhaupt, zumindest wenn man sich vom Leben ablenken will und sie gleich mit. Und was soll ich sagen? Es hat funktioniert, es funktioniert immer. Zumindest für die Dauer des Films und für ein paar Momente danach. Und dann fange ich an mich zu fragen, warum mein Leben nicht ist wie im Film, warum es im echten Leben so selten Happy Ends gibt und warum nicht einfach mal alles einfach sein kann oder wie im Film furchtbar kompliziert, um dann doch ganz einfach zu sein.

Klar, dann wäre ja alles ziemlich langweilig, öde, trist. Vorhersehbar. Aber Moment, auch im Film passiert doch ständig etwas, etwas Unerwartetes, dramatische Wendung, Höhepunkt. Aber irgendwie passt am Ende immer alles. Alles passt zusammen, das Puzzle ist vollendet und das entstandene Bild wunderbar. Mit Popcorn finden wir es fast noch besser, egal ob süß oder salzig.

Warum schauen wir überhaupt so gerne Filme mit Happy End? Warum sind wir enttäuscht, verstört, traumatisiert gar, wenn ein Film nicht gut ausgeht? Klar, ich pflege zu sagen, dass Filme ohne Happy End eh viel besser sind, weil innovativer und realistischer. Und doch bin ich enttäuscht, meine Weltordnung gerät ein wenig ins Wanken, sollte mich das Ende eines Films unbefriedigt zurücklassen, mit offenen Träumen und zerstörten Illusionen.

Flucht vor der Realität, Augen verschließen. Erst im Kino oder vor dem Fernseher oder vor einem anderen Bildschirm dürfen die Augen wieder geöffnet werden. Eintauchen in eine andere Welt, in das Leben anderer Menschen, die uns eigentlich total ähnlich sind. Dass es sich dabei um Schauspieler handelt, blenden wir mal eben aus. Das ist jetzt unsere Realität, eine, in der Platz für Träume ist. In der man sich wiederfindet und hoffen kann, dass alles gut wird am Ende. Noch besser ist es fast mit Büchern, da bleibt mehr Raum für Fantasie. Da können wir uns die Welt in den buntesten Farben ausmalen mit ganz viel Glitzer. Auf dem Boden der Tatsachen liegt eh zu wenig, finde nicht nur ich. Auch finde ich, dass wir uns schon ein wenig Glitzer aus Büchern und Filmen mit in unser Leben nehmen können, dann werden unsere Sorgen vielleicht überfunkelt.

So oder so ist es gut, dass es sie gibt, unsere Sorgen, Ängste, Probleme. Dass wir damit konfrontiert werden und nicht ewig davor flüchten können, auch nicht mit Serien-Dauerschleife. Denn das macht uns stärker, macht uns zu den Menschen, die wir sind. Zu Löwen, die wissen, wie man kämpft und zu Vögeln, die wissen wie man fliegt. Auch wenn wir davor gefallen sind oder gerade weil. Das ist die Realität. Hart und unbarmherzig. Manchmal. Und manchmal trotz der Kompliziertheit des Lebens richtig schön. Oder gerade weil. Denn das Leben schreibt die tollsten Geschichten, egal ob süß oder salzig.


Die Realität ist ein Auf und Ab und das ist wohl gut so. Das Drehbuch ist noch unvollständig und die letzte Szene noch nicht gedreht, die letzte Seite noch nicht geschrieben. Und wenn doch? Dann heißt es Seiten rausreißen, neu schreiben, überschreiben. Mit Kuli und nicht mit Bleistift. Kritzeln, wild und hemmungslos, immer wieder, Schnörkel, Ecken, mehr als drei Punkte. Und selbst am Schlusspunkt angekommen gibt’s immer noch ‘ne Chance auf Teil 2. Und 3 und 4. Und überhaupt auf eine Never-Ending-Story. Mit einem Happy End natürlich. Oder besser noch mit 2 Happy Ends, oder 3 oder 4. 


Jule

Sonntag, 1. November 2015

Bunte Kiste: Oktober 2015

Eskalation und Euphorie. In Bewegung und auf der Suche. Immer unterwegs und immer in Aktion. Stillstand unerwünscht.



Gefreut über: die perfekte Welle, Qualitätsgelaber, dieses geniale Buch, Kaffeelotten-Momente, Wiedersehen, vor allem dieses eine, Glücksgefühle, Gastfreundschaft, Neologismen für NEON, Feierlaune, Campusgefühl, neue Bekanntschaften, Eskalation Deluxe, Muskelkater, bunte Lichtkreise an der Wand, ganz viel Holz und noch mehr Bier, Herbstsonne und eine Garten-Aktion

Geärgert über: meine defekten Nebenhöhlen, zu viel Übermut und zu viele Optionen

Auszüge aus meinem Tagebuch:

"Und da war es wieder. Dieses Gefühl. Kurzschlusshandlung. Schmerz betäuben"

"Das dürfte ich nie mehr denken, nie mehr wollen. Eigentlich. Gedanken gehen eigene Wege. Egal, ob da Stacheldraht liegt, Dornenranken, mitten durch. So dürfte ich nie mehr gehen, nie mehr handeln. Gefühle zeichnen eigene Linien. Nie gerade. Immer Schnörkel, zickzack. Nie vorhersehbar, nie berechenbar. Beherrschung verloren. Und jetzt?"

"Da treffen wir so oft aufeinander, reden, aber reden aneinander vorbei. Wir verbringen Zeit, aber nicht miteinander. Die Zeit fühlt sich verloren an. Wir gehen nebeneinander her, sind aber schon viel zu weit voneinander entfernt. Waren es schon länger, ich wollte Geschichten verlängern, über’s Ende hinausschreiben. Zu viel gesagt. Zu viel in’s Leere gesagt, nichts kommt mehr an. Ich kann die Antwort schon gar nicht mehr hören, stehe auf der anderen Straßenseite. Ich will die Antwort auch gar nicht mehr hören. (...)"

"Das kam unerwartet. Und doch bin ich gefasst. Das wird an meiner Stärke nichts ändern, habe ich gerade entschieden. Und der Entschluss ist gefasst."

"Klar, genau, Jule. Steiger dich ruhig rein. Machst du ja so selten, ist auch so verdammt sinnvoll."

"Um 4 Uhr nachts ist man immer noch am kreativsten. Wenn die Welt schläft, erwachen meine Gedanken hihi :D"

"Ich hasse solche Prozesse. Den Entschluss hab‘ ich doch schon längst gefasst, wieso dauert denn die Umsetzung so lange?!?"


"Da war ich wohl mal wieder Dampfmaschine :D"

"Nice, ich kann diesen Schalter ja selbst umlegen, ich brauch‘ nicht mal einen Klick-Moment dafür."

"Nein, das gehört nicht zu mir, das bin ich nicht. Schon seltsam, dass ich mir da auf einmal so sicher bin."

"Dieser Gedanke hat sich so festgesetzt wie der Nebel in Regensburg." 

"Wie viel Berührung ist zu viel? Wie viel zu wenig? Und was, wenn zu viel für mich zu wenig ist und zu wenig für mich eigentlich immer noch zu viel?"


Und der November?


Ich freue mich auf: ein bisschen Ruhe im Alltag, noch mehr Kaffeelotten-Momente, noch mehr Partys, Wochenendausflüge, Wiedersehen. Und auf’s Snowboarden! 

Jule

Mittwoch, 28. Oktober 2015

Öfter mal...eskalieren

Das meine ich positiv. Eskalieren im positiven Sinne. Denn dieses Wort hat eigentlich eine negative Konnotation, eine negative Bedeutung. Eskalation meint die Verschärfung eines Zustands oder einer Situation. Steigerung, immer höher, immer weiter, in den meisten Fällen immer schlimmer. Gespräche können eskalieren, Konflikt, Streit, Schlägerei. Verhandlungen können eskalieren, Respektlosigkeit, Beleidigungen, Beschimpfungen, Demütigung. Schon vorhandene Konflikte können eskalieren, sich verschlimmern, ausarten. Unkontrollierbarkeit. Alles Worte, die uns tagtäglich zu Ohren kommen, die uns in Schwarz und Großbuchstaben auf den Titelseiten der Zeitungen entgegenspringen.

Springen ist mein Stichwort. Nach oben springen. Eskalation bedeutet nämlich ganz allgemein, dass ein Zustand oder eine Situation eine qualitativ höhere Stufe einnimmt. Warum nicht im positiven Sinne? Warum nicht all den negativen Schlagzeilen etwas entgegensetzen? Warum nicht positiv eskalieren? Denn ja, ich bin der Meinung, auch positive Gefühle können eskalieren.
Dieses Flattern in der Magengegend, kleines Kribbeln, aus dem auf einmal Schmetterlinge werden, Schwärmerei für einen Menschen, die zu ernsthafter Verliebtheit führt und in echter Liebe eskaliert. Sympathie für einen Menschen kann eskalieren. Ich habe ihn gesehen, ganz kurz nur, da, am Bahnhof. Und dann dieser Wortaustausch, Small Talk eigentlich. Die Art, wie er mit seinen Händen Gesagtes unterstreicht, seinen Kopf schief legt, lächelt, ein bisschen schief. Und dann dieses Gespräch, das so vieles geheim hält und doch so vieles offenlegt. Und das meine anfängliche Sympathie für diesen Menschen eskalieren lässt, sie artet aus, in komischer Faszination und ehrlichem Interesse. Empathie kann eskalieren, finde ich. Da wird man vielleicht urplötzlich Vertrauensperson, war es vorher nie, nicht für sie, und fühlt sich geehrt, möchte zuhören und da sein und wird berührt von ihrer Geschichte, ihren Gedanken, ihrem Leid. Und möchte helfen, dringend, jetzt und effektiv. Wenn Empathie eskaliert, vergisst man einen Moment – oder mehrere - seine Probleme und wird mitgerissen von demjenigen, der sich uns anvertraut hat, dessen Geschichte und Gefühle wir kennengelernt haben. Und man wird Teil davon.

Springen ist immer noch mein Stichwort. Ich bin gesprungen, bis in den Himmel (quasi) und darüber hinaus, bin gefallen. Ich war Teil davon. Ich war Teil von dieser großen, singenden Menschenmasse, die eindeutig eskaliert ist. Ich war auf diesem Konzert und bin mitgerissen worden. Eskalation Deluxe. Die Luft ist aufgeladen, Kurzschlussgefahr, unerträgliche Hitze, so viel Energie. Eine Energie, die uns alle erfasst, uns mitreißt, uns zum Glühen bringt und Emotionen überkochen lässt. Eine Energie, die so ansteckend ist, dass ich nicht anders kann als ihr durch Springen Raum zu geben, immer weiter, immer höher, pure Ekstase trotz totaler Erschöpfung. Die Musik ist zu laut, die Luft zu stickig, der Raum zu eng. Und trotzdem bin ich frei, bin am Ende, habe Spaß ohne Ende. Und reiße die Fäuste hoch.

Eskalation bewegt Dinge, schiebt sie weiter, eine Stufe höher, mehrere Stufen. Eskalation funktioniert besser in der Menge, ist ansteckend, breitet sich aus wie eine Krankheit. Eskalation sollte unser Motto werden, positive Eskalation. Und nein, ich meine nicht nur Euphorie, Eskalation geht tiefer, ist beständiger, verfliegt nicht gleich. Was ist dir wichtig? Welche Werte, Einstellungen? Wofür willst du kämpfen? Gleichheit, Respekt, Freiheit, Ehrlichkeit, Transparenz, Gemeinschaft, Toleranz. Für wen willst du kämpfen? Nicht nur für dich. Für ihn, für sie und für uns. Für eine bessere Welt natürlich. Und jeder von uns ist dafür wertvoll, jeder hat Ideen, Vorschläge, Talente. Die kann man zusammentragen und addieren und eskalieren lassen. Die kann man verbreiten, Funken, kleine Funken überall und dann fängt alles Feuer. So viel Hitze, die was bewirken kann.

Lasst uns zusammen eskalieren. Für ein gemeinsames Ziel, für eine bessere Welt, für Freiheit. Lasst uns positiv eskalieren für die Freiheit, die uns so wichtig ist und die viele noch nicht haben, für die Sicherheit, dank der wir springen können ohne tief zu fallen. Eine Sicherheit, die viele Menschen so nicht kennen. Die nur Eskalation kennen, negativ gemeint.



Und wir hören dieses Lied, reißen die Fäuste hoch, keiner unserer Träume bleibt eine Utopie. Denn alles scheint greifbar. 

Eure Jül

Mittwoch, 21. Oktober 2015

Klartext

Folgenden Text habe ich schon vor - so kommt es mir vor - langer Zeit geschrieben. Er ist nicht mehr aktuell. Ich habe meine Zeit gebraucht, um Klartext zu reden, vor allem mit mir selbst. Das ist noch aktuell, das ist wichtig.
Außerdem wichtig: Meine Texte sind immer vom Leben inspiriert, mal von dem der anderen, oft von meinem. Mal realitätsgetreu, mal fiktiv, mal Träumerei. Manchmal Hirngespinst, manchmal Wahrheit. Sucht euch raus, was euch gefällt ;)


Samt und weich, samtweich. Rau zugleich, Härchen, die piksen. Bartstoppeln, die kitzeln. Haut auf Haut. So nah bist du, aber so weit weg. Kein Zentimeter trennt uns und doch so viel. Welten liegen dazwischen. Raum zwischen uns, zwischen dir und mir. Türen, die verschlossen werden. Du verschließt sie. Ich weiche zurück, ich verschließe mich. Tresor, Abstand halten, Sicherheitsabstand. Habe Angst verletzt zu werden, Angst vor der Wahrheit. Angst davor, den Raum zu füllen, ihn zu füllen mit den Worten, die gesprochen werden müssen.

Worte, die in meinen Gedanken so präsent sind, die wichtig sind, für dich, für mich, für uns. Worte, die wahr sind, die die Wahrheit beschreiben, die bittere Wahrheit. Wir wissen es beide, doch keiner spricht es aus. Meine Gedanken werden immer klarer, immer drängender und fordernder, wollen ausgesprochen und gehört werden. Aber ich will vergessen, will nur fühlen. Will den Raum durchschreiten, die Distanz verkleinern. Ohne Abstand, Haut auf Haut. Ohne Luft dazwischen, keine Luft zum Atmen, mir den Atem rauben lassen. Vergessen, hier und jetzt. Den Moment genießen, die Distanz ignorieren, Schranken überschreiten und Dummheiten begehen. Mir doch egal. Mir doch egal, wenn ich im Kreis renne, mich um mich selbst drehe, Gedankenkreisen.

Aber es geht nicht, ich muss raus aus diesem Hamsterrad. Ich weiß, was ich tun muss. Aber ich weiß auch, dass es dann kein Zurück mehr gibt, keinen Platz für Träume, kein uns. Worte, die verändern, sollte ich sie aussprechen. Als hätte ich Angst, dass deren Klang diese Ruhe zerbricht, Stille zerschneidet, Scherben hinterlässt und Narben. Als hätte ich Angst, dass deren Bedeutung zu viel bedeutet, zu viel zerstört, was von Bedeutung war. Worte, die mir auf der Zunge liegen, mir aber nicht über die Lippen kommen.

Lippen, deine Lippen, ich will sie berühren, will, dass du mich küsst. Will, dass die Spuren, die deine Lippen auf meinen hinterlassen, sich nie verflüchtigen. Will sie festhalten, will dich festhalten. Ich will den Sommer einfangen, die Luft um uns, erhitzt, Glühwürmchen. Ich muss Klartext sprechen, Klarheit schaffen. Sonst komm‘ ich hier nie wieder raus, nicht ohne alles kaputtzumachen. Vielleicht ist noch ‘was zu retten, vielleicht fangen meine Worte den Aufprall ab, Polster, Airbag. Vielleicht muss ich den Abstand vergrößern, um dir näher zu sein. Vielleicht steht das in den Sternen, wer weiß es schon. Sternschnuppen und ich hät‘ mir etwas anderes wünschen sollen. Hätte mich nicht so hingeben sollen, hätte die Notbremse ziehen sollen. Vollbremsung, Aufprall.

Aber ich bereue nichts, sage ich mir, sage ich dir. Und ich sage dir alles, was ich schon lange hätte sagen sollen. Ich bin stark, ich tu‘ zumindest so und spreche Klartext. Lege alles offen, alles auf Eis. Bin jetzt durchschaubar, transparent. Alles ist jetzt Glas und ich stehe hier und hoffe, dass es nicht zerbricht.

Die Umrisse der Hochhäuser vor meinen Augen werden schärfer, klarer, die Erinnerung verschwommener. Ich lehne mich an den Fensterrahmen, und spüre die Kühle der Fensterscheibe auf meiner Stirn als ich nach unten blicke und dem Gewusel an Menschen zusehe. Ja, ich hab‘ mal wieder ‘was gelernt, für’s Leben natürlich. Ich habe gelernt, dass es nichts bringt, Wörter und Sätze für mich zu behalten, die Klarheit schaffen können, die Klarheit schaffen müssen. Dass es nichts bringt, mich in meiner Traumwelt zu verlieren, auf einem Weg, der eine Sackgasse ist. Dass ich der Wahrheit in’s Gesicht sehen muss, auch wenn der Anblick vielleicht echt nicht schön ist. Und ja, ich merk’s mir für das nächste Mal, manche Situationen klären sich nicht von selbst, Streit schlichtet sich auch nicht allein, Dinge, die totgeschwiegen werden, bleiben lebendig. Und da braucht es ab und an etwas Mut, etwas Überwindung, um diese Dinge an’s Tageslicht zu bringen, beim Namen zu nennen.


Und danach? Danach versöhnen sich vielleicht zwei Menschen, merken vielleicht, dass alles nur ein Missverständnis war, falsche Interpretation. Danach gehen vielleicht zwei Menschen auseinander, im Guten, weil die Sachlage anders ist, weil sich vieles verändert hat. Danach ist man vielleicht mehr bei sich, mit sich selbst im Reinen, kann neu anfangen. Auf Weiß und ohne Zweifel. Vielleicht gibt danach einfach nur die Klarheit Sicherheit, zu wissen, was ist und was nicht. Zu wissen, dass man sich vielleicht doch nicht alles eingebildet hat oder doch zu viel. Erkennt sich selbst und kann sich hinterfragen, kann sein Verhalten und das der anderen deuten. Wenn man Klartext redet, Klarheit schafft. 

Jule

Donnerstag, 8. Oktober 2015

Lebe lieber intensiv

Dröhnende Musik in meinen Ohren, wummernde Bässe, so laut, so heiß. Die Luft bebt vor Hitze, vor Klängen, vor Leben und ich atme, bin außer Atem. Muss mich bewegen, muss tanzen. Immer schneller, ich schließe die Augen, sehe nichts mehr, lass‘ mich nur mitreißen von dieser aufgeladenen Stimmung, bin nicht mehr hier und doch ganz bei mir. Ich merke, wie mir heiß wird, zu heiß, bin in einem Wahn, Fieberwahn. Ich lache und reiße andere Menschen mit, lass‘ mich berühren, ich lass‘ mich gehen. Und es fühlt sich gut an, verdammt gut, so verdammt frei.

Ich denke nicht, ich lebe. Ich plane nicht, ich mache. Nein, nicht immer, aber in diesem Moment und in einem anderen und überhaupt viel öfter. Ich feiere diese Reise, diese Nacht, ihn und mich, diesen Moment, dieses Lied, das alles und noch viel mehr. Ich will noch mehr. Ich bin noch nicht satt, noch lange nicht, ich muss so vieles nachholen, so vieles noch erleben, so vieles, was ich auf einmal alles haben kann. Absolute Freiheit. Unabhängigkeit. Das schmeckt noch viel süßer als Zucker, macht noch süchtiger, nach mehr, nach noch mehr Freiheit. Diese Menschen, Komplimente, Berührungen, diese Musik, so viel, was mir zu Kopf steigt, mich benebelt. So viel, was mich leicht fühlen und leichtsinnig werden lässt.

Ich denke nicht, ich will mehr von diesem Glücksgefühl, das so süß schmeckt und mich fast abheben lässt vor Leichtigkeit, totale Euphorie. Ich denke nicht, ich lebe, lebe intensiv. So intensiv, dass ich vielleicht Dummheiten begehe, Risiko eingehe, mich aus dem Fenster lehne, mit dem Feuer spiele, mit ihm tanze. Das habe ich viel zu lange nicht mehr gemacht, viel zu vernünftig war ich. Und jetzt? Springe ich so waghalsig, dass ich von meinem eigenen Mut – oder Leichtsinn – überrascht bin. So überrascht, dass ich noch verrücktere Ideen habe. Was, wenn ich stolpere, falle, mich verbrenne? Dann hab‘ ich ‘ne Geschichte, hab‘ was zu erzählen und hab‘ gelebt, intensiv.

Lächeln, funkelnde Augen. Lippen auf Haut. Kribbelnde Nähe. Lachende Gesichter. Meine Hand in deiner. Worte und Melodien, Klänge und Gesang, viel zu viel Schnaps, Nähe, noch mehr, noch mehr Nähe. Und ich bin immer noch frei, ich kann machen, was ich will. Und ich will so viel, am besten alles jetzt und alles auf einmal, ich will die totale Reizüberflutung. Sehen, Riechen, Hören, Schmecken. Fühlen, ich will das alles fühlen, spüren, will mich endlich spüren und dieses Leben, das so schmerzhaft und so schmerzhaft schön sein kann. Und ich hab‘ keine Angst, ich freu‘ mich drauf.


Nein, ich bin nicht verrückt geworden, bin immer noch vernünftig. Ich denke an morgen und an nächste Woche und an nächstes Jahr, schreibe To-Do-Listen und kritzele 3-Jahres-Pläne auf Kassenzettel. Aber ich habe keine Angst vor dem Morgen, ich weiß, dass ich nicht alles beeinflussen kann, dass vieles einfach kommen wird und dass vieles einfach gut sein wird. Und ich weiß, dass Zeit schnell vergeht, zu schnell, dass ich schon zu viel Zeit verschwendet und verloren habe und das will ich nachholen. Ich will meine Zeit füllen mit Momenten, die so intensiv sind, dass ich mich jederzeit so daran erinnern kann, dass sie wieder greifbar werden. Ich will meinen Kopf ein bisschen ausschalten, kenne das Risiko und die Folgen, ignoriere bewusst und lebe. Lebe bewusster. Ich lebe lieber intensiv. 


Eure Jül

Donnerstag, 1. Oktober 2015

Bunte Kiste: September 2015

Rastlos, Unterwegs. Heimweh und Fernweh. Reisefieber. Wiedersehen. Neues sehen. Anders sehen.


Gefreut über: Wiedersehen, Zeit mit alten Freunden, Experimente in der Küche, Flohmarktfunde, erste Slacklineversuche, Komplimente, meine geile Berlin-Liste, ganz viel Cider, dreckige Witze, meine neu entdeckte Spontaneität, Busch-Tee, Hafenatmosphäre in Hamburg, den Fotoautomat, diese heruntergekommenen und wunderschönen Hausfassaden in Budapest, Donaubrücken, Sonne satt, Turó Rudi, „Willst du“ in Ungarn und Partynächte

Geärgert über: einen ziemlichen Fehltritt. Und natürlich über meine verlorene Stimme, meine strähnigen Haare und meinen kaputten Handyakku. Und Alu in der Mikrowelle :D

Auszüge aus meinem Tagebuch:

Ich war also auf dem Rückweg, saß auf meinem Fahrrad und strampelte, was das Zeug hielt, aber kam nicht vorwärts. So viel Gegenwind. Und diese ganze Situation war so absurd, so ironisch, so real, dass ich lachen musste. Bis mein Mund voller Wind und ich außer Puste war. Vorwärts gekommen bin ich trotzdem, langsam und mit viel Anstrengung. Ich nehm‘ das jetzt mal symbolisch, darf nicht aufhören in die Pedale zu treten.“

„Ich hasse solche Übergangszeiten, wenn ich verzweifelt nach meinem Platz suche, ihn aber nicht finde, wenn alles schwammig ist und ich nicht weiß, wo ich eigentlich hingehöre. Dabei gibt es diesen einen Platz nicht, nicht für mich. Bin überall ein bisschen Zuhause.“

„(…) Dinge einkasteln, in Schubladen stecken. Meine Gefühle auch. Ich glaube, das geht jetzt, irgendwas ist anders.“

„Einen Plan zu haben ist gut. Sich treiben lassen ohne zu wissen, wo man ankommen wird, manchmal fast noch besser.“

„Und trotzdem bin ich die Chefin mit der Liste. :)“

„Ich kann’s nicht immer allen recht machen. Kann’s ja nicht mal mir selbst recht machen.“

„Von wegen ich bin anstrengend. Andere können mindestens genauso anstrengend sein. Kein Grund mich schlecht zu fühlen also ;)“

„Immer dann, wenn ich anfange zu tanzen, mit dem Wind zu tanzen, kommt eine Böe und trifft mich. Genau dann, wenn ich gerade auf einem Bein stehe, mutig werde, springe. Es ist zu leicht leichtsinnig zu werden, vor allem, wenn alles so leicht scheint.“

„Los geeeeht’s! Ich hab‘ keine Ahnung, was mich auf dieser Reise erwartet, aber genau das find‘ ich super. Überraschungseffekt. :)“

„Müde, aber glücklich. Ihn wiedergesehen, sie auch, endlich. Nach so langer Zeit. So viele Erinnerungen, Bilder, Farben. Buntes Fotoalbum. Jetzt kommt neues Material dazu, ich freu‘ mich drauf!“

„Krass, sie glaubt so stark, ist so sicher. Und ich bin so auf der Suche. Ich finde zwar auch, suche aber immer weiter.“

„Wahnsinn, was Zeit verändert, was andere Menschen verändern, was eine Nacht verändern kann. Ich hätte nicht gedacht, dass ich mal an diesen Punkt komme, aber meine Wahrnehmung ist jetzt eine andere, meine Gefühle sind anders. Bin auch ich jetzt anders?“

„Yeees, hab‘ eine weitere Schnur durchtrennt, eine wichtige. Bin keine Marionette mehr.“



Und der Oktober?


Ich freue mich auf: meine Geburtstagsfeierei, die letzten Stunden mit Schwesterherz, ein neues Kapitel, ein Konzert, einen geregelten Tagesablauf und Regensburg, endlich wieder! :)

Jule

Freitag, 18. September 2015

Die Kunst des Loslassens

Ich kann gut zeichnen, malen, schreiben. Kann gut nachdenken, reflektieren, philosophieren. Ich kann gut planen und organisieren, kann gut fantasieren. Ich kann nicht loslassen, kann es nicht gut sein lassen.

Menschen um mich, ich in der Menge, ich sehe rot, sehe rote Menschen, eine rote Menschenmenge. Künstler, Artisten, Jongleure, ein Festival der etwas anderen Art und ich mittendrin. Bin aufgedreht. Kichere albern und schieße tausend Fotos, knipse wild um mich, drehe mich wild um mich. Er lacht, lacht mich ein bisschen aus. Freut sich über meine Freude, er passt auf, dass ich in meiner Euphorie nicht stolpere, nicht gegen Menschen und Dinge renne. Ich will mittendrin sein, nein, ganz vorne. Ich will auch einen Luftballon, einen roten. Die werden aber nur auf der anderen Seite verteilt, sowas Ungerechtes. Ich springe, winke, kreische und dieser rote Stelzenmann bemerkt mich. Bemerkt mich, grinst und gibt mir einen Luftballon, den letzten. Vor Aufregung lasse ich fast meine Kamera fallen. Warte auf den Countdown. Halte ihn fest, ein bisschen krampfhaft. Spüre wie die Schnur in die Haut meiner Finger einschneidet, das sanfte Gewicht des Ballons, der frei sein will. 5…4…3…2…1…


Ich kann gut zeichnen, malen, schreiben. Kann gut nachdenken, reflektieren, philosophieren. Ich kann gut planen und organisieren, kann gut fantasieren. Ich kann nicht loslassen, kann es nicht gut sein lassen.

Menschen, die ich festhalten will, Erinnerungen, Gefühle. Vergangenes. Ich möchte all das Schöne, was ich erlebt habe, für immer konservieren. In Gläser füllen und bei Bedarf herausholen, Deckel auf, riechen, eintauchen. Marmeladenglasmomente. Ich möchte die letzte Reise festhalten, den Sonnenuntergang, den Sommerabend dort und diese eine Nacht, gute Gespräche, dein Lächeln, das Gefühl stolz auf mich sein zu können, das Gefühl angekommen sein und Glücksmomente. Aber all diese Momente sind vergangen, kommen nicht wieder. Und wenn ich all das festhalten möchte, tue ich mir vielleicht selbst keinen Gefallen. Dann bin ich abhängig von der Vergangenheit, von Vergangenem, beraube mich meiner eigenen Freiheit. Schränke mich ein. Vergleiche. Erwarte. Werde enttäuscht. Denn all diese Momente werden nicht wiederkommen, all die kommenden Reisen, Sommerabende, Nächte, Gespräche und Glücksmomente werden anders sein. Und das ist auch gut so. Sie sind einzigartig. Alles, was war, war besonders und alles, was kommend wird, wird anders, anders besonders sein. Und es werden andere besondere Momente kommen, ich muss nur offen dafür sein. Und das bin ich wohl nur, wenn ich loslasse.

Menschen, die ich nicht festhalten kann. Und es auch nicht sollte. Beziehungen, die mich einschränken. Mir die Luft zum Atmen nehmen. Ballast abwerfen. Ja, ich halte fest, halte Menschen fest, halte mich an Menschen fest. Mir ist das wichtig, mir sind diese Menschen wichtig, der Kontakt zu ihnen, egal wo und wie. Aber wenn nur ich Kontakt halte, nur ich festhalte, dann wird das anstrengend. Dann muss ich loslassen, versuchen zu akzeptieren, dass Menschen sich verändern. Dass Freundschaften sich verändern, vielleicht keine Freundschaften mehr sind und ich sie gehen lassen sollte. Das ist traurig, aber diese Menschen und Momente gab es, sie waren schön, schöne Erinnerungen. Und das Jetzt wird zu neuen Erinnerungen mit neuen Menschen, neuen Momenten. Ungewissheit.

Ich lasse los. Lasse den Ballon fliegen, sehe ihm hinterher, wie er aufsteigt, hochgetragen wird von Luft, Wind und Helium. Sehe tausend andere Ballons, rote Tupfen am wolkenverhangenen Himmel, sehe wie sie kleiner werden, immer kleiner. Marienkäferhimmel.

Ich kann gut zeichnen, malen, schreiben. Kann gut nachdenken, reflektieren, philosophieren. Ich kann gut planen und organisieren, kann gut fantasieren. Ich kann nicht loslassen, immer noch nicht. Es war einfach, den Luftballon steigen zu lassen und mir vorzustellen, das immer so zu machen. So einfach ist es nicht. Aber vielleicht muss ich gar nicht aufhören an allem festzuhalten, um loslassen zu können, vielleicht reicht es, Veränderung zu akzeptieren und darauf zu vertrauen, dass andere schöne Momente bevorstehen. Ungewissheit. Man weiß nie, was kommt und es kommt immer anders. Da tut es gut zurückzudenken, was man geschafft hat, dass man es immer irgendwie geschafft hat. Festhalten gibt Sicherheit. Loslassen schenkt Freiheit. Und nein, das schließt sich nicht aus ;)


Jule

Dienstag, 8. September 2015

Öfter mal … laufen, soweit die Füße tragen

Jener Tag im August war ein Sonntag. Entspannung, die Füße hochlegen, die Sonne genießen. Sollte man meinen. Aber jener Sonntag war anstrengend, nicht körperlich, nein, aber emotional. So anstrengend, dass ich mich vor lauter Gefühlen leer gefühlt habe, dass mein Kopf gepocht hat als würde dort eine neue Stadt errichtet werden, Baustelle, Lärm, Presslufthammer. So anstrengend, dass jeder Gedanke zäh und schwer war wie Blei, dass ich nicht mehr wusste, was ich will und was nicht.

Und dann habe ich das gemacht, was ich früher so oft und so lange nicht mehr gemacht habe: Ich bin in meine Sportschuhe geschlüpft, hab‘ meinen IPod herausgekramt und bin losgelaufen, im Takt der Musik und im Einklang mit meinem Atem. So episch ging’s nicht weiter, bald merkte ich, dass ich schon lange nichts mehr für meine Ausdauer getan hatte, mir fehlte die Luft zum Atmen, das Blut stieg mir in den Kopf und meine Beine wurden schwer. Aber ich merkte auch, wie gut es tat, einfach nur zu laufen, mich zu bewegen, einfach vorwärts, immer weiter. Nicht denken, nur laufen, links, rechts, links. Nicht denken, nur atmen, ein, aus, ein.

Ich merkte, wie die Sonne auf mein Gesicht brannte, sich Schweißperlen auf meiner Stirn sammelten und an meinen Schläfen herabrannen. Ich merkte den leichten Luftzug beim Laufen, der mich nur minimal abkühlte. Ich spürte Zweige, die mir auf diesem schmalen Waldweg in’s Gesicht klatschten, den Boden unter meinen Füßen, wie ich hart aufsetzte und doch weich zurückgefedert wurde. Rhythmisches Klopfen meiner Schritte, Hintergrundbeat. Ich spürte, wie anstrengend das war und wie viel Kraft ich doch hatte, spürte meine Sehnen und Muskeln und den Willen meines Körpers, mich bis an’s Ende der Welt zu tragen. Naja fast. Aber nicht nur meine Beine bewegten sich, bewegten sich schnell und kraftvoll, sondern auch meine Gedanken.

Wenn ich mehr Puste gehabt hätte, hätte ich wohl lachen müssen, so einfach schien mir jetzt alles. Ich wusste, was ich machen muss. Ich wusste es schon vorher, weiß, was das Richtige ist, auch wenn es schwer ist. Ich weiß, dass es irgendwann wieder leichter wird, dass ich irgendwann wieder besser Luft bekomme, wie jetzt nach dieser Waldrunde. Ich weiß, dass ich mich freikämpfen muss, so wie ich mich jetzt freilaufen musste. Ich weiß, dass es anstrengend wird, aber ich weiß auch, dass es mir danach besser geht, erschöpft, außer Atem, aber angenehm ruhig. Verschnaufpause. Und dann wieder weiter, soweit mich meine Füße tragen.


Was ich daraus lerne und was ich euch mitteilen will? Dass es verdammt guttut sich selbst und seinen Körper zu spüren, Anstrengung, Muskelbewegung. Egal, ob Joggen, Rad fahren, Seil springen oder Trampolin. Egal, ob Schwimmen, Karate, Tanzen oder Boxen. Hauptsache bewegen, ins Schwitzen kommen, raus, raus, tob‘ dich aus. Mach ‘ne Pause, Denkpause, lenk dich ab. Und die Gedanken denken weiter, ganz alleine, aber du, du denkst nicht nach, machst einfach. Konzentrierst dich auf die Bewegung und deinen Atem und wenn du dann außer Atem bist, erschöpft, wirst du merken, dass du mehr Kraft hast als zuvor. Nicht körperlich in diesem Moment, aber geistig. Dass du kreativer bist, wacher, voll bist mit Sauerstoff und Ideen. Und vielleicht wirst du wie ich merken, dass einige Dinge klarer geworden sind, dass du leichter Entscheidungen treffen kannst, dass du weißt, was du brauchst und was du für dich tun musst. Weil du dich gespürt hast, mit deinen Grenzen und deiner Kraft. Weil dein Atem die Gedanken in geordnete Bahnen gelenkt hat und deine Füße dich auf den richtigen Weg gebracht haben, dich weiter tragen werden. Vielleicht sogar bis an’s andere Ende der Welt :) 

Eure Jule

Dienstag, 1. September 2015

Bunte Kiste: August 2015

Hitze, Verbrennen, Asche. Sommer, Sonne, Musik. Träume und Ziele. Gespräche, so gute, so viele. Schweigen, so dicht. Distanz und Vermissen. Heimweh und Tränen, Freudentränen. Gesellschaft und echte Freunde.



Gefreut über: das letzte Festival, diese eine, echte, coole Bekanntschaft, jede Menge Ablenkung, dieses Becken mit den vielen bunten Bällen, Besuch aus Clermont und aus Luxemburg, mein Pêche-Chèvre-Entrée-Dessert, Partynächte und nächtliche Gespräche, das erfolgreiche Öffnen einer Bierflasche mit einem Feuerzeug, diesen roten Luftballon, einen Regentanz, Balkon-Chillen mit Schwesterherz, ein schlaues Mädel, das mich kennt ohne mich lange zu kennen, Komplimente ohne Ende und die besten Freunde der Welt

Geärgert über: eine fiese Erkältung und meine Ungeduld

Auszüge aus meinem Tagebuch:

„Ja, stimmt, damit hatte er Recht. Wenn ich davon erzähle, muss ich automatisch lächeln. Nur dass es jetzt kein leichtes, unbeschwertes Lächeln mehr ist, sondern ein vom Leben markiertes.“

„Einzige Lösung? Bachelorette und Hugo. Um diesen beschissenen Abend rumzukriegen.“

„Wir retten nicht unseren Planeten, nein, wir retten nur uns. Unsere Rasse. Aber die Erde wird sich weiterdrehen, egal mit welchen Lebewesen.“

„Wir haben über’s Glücklichsein geredet und ich hatte Tränen in den Augen. Und das nicht, weil ich nicht glücklich war oder glücklich war. Sondern weil mir bewusst wurde, dass ich es in der Hand habe, dass ich der Schlüssel zum Glück bin, zu meinem Glück.“

„Was hab‘ ich beizutragen? Wie kann ich diese Welt verändern, verbessern, ein klein wenig nur? Was begeistert mich so, dass ich damit auch andere begeistern kann? Fragen über Fragen. Und noch keine Antworten.“

„Jetzt wird es wichtig, jetzt geht es um mehr, Substanz, bis in den Kern. Nie war mir mehr bewusst als jetzt, dass ich wählen muss.“

„Klar bin ich stark. Immer mal wieder ein bisschen. Schon immer gewesen. Anscheinend bin ich aber immer dann nicht stark, wenn ich auf Papier stark bin. Als würde ich stärker werden, wenn ich es schwarz auf weiß habe. Als müsste ich mir gut zureden, mich beschwören. Als würde ich mich belügen?“

„Ich will es haben, in meinem Zimmer, anstatt einem Bett. Dieses Becken mit den bunten Bällen, sowas Cooles. Will da drin schlafen, schwimmen, andere mit Bällen bewerfen. Will wieder öfter Kind sein. Regenbogenschneeballschlacht :)“

„Vielleicht kann ich noch nicht vergessen. Es gibt noch offene Türen, offene Wunden, Fragezeichen. Aber ist es Schwäche, durch falsche Türen zu gehen und die richtigen zu schließen? Ist es Schwäche, Wunden nicht zu verarzten, sich zu schnell zu bewegen und der Kruste beim Aufplatzen zuzusehen? Ist es schwach, nach Antworten zu suchen und sich immer wieder zu verlaufen? Vielleicht gehört dieses Irren, Ignorieren, Straucheln und Suchen ja zu meinem Weg, gehört einfach zum Leben. Vielleicht gewinne ich dadurch Stärke, echte Stärke. Und dann kann ich vielleicht nicht nur auf Papier niederschreiben sondern in Stein meißeln. Muss‘ gar nicht vergessen.“

„Wir biegen in diese Straße ein, in die ich schon 29495766831 Mal eingebogen bin. Wieso schmerzt diese Vertrautheit gerade so?“

„Ich bin gerade einfach nur dankbar, ich hab‘ wohl wirklich die besten Freunde, so viele, so viele, die immer da sind, auch wenn sie am anderen Ende der Welt sind und so viele, die nicht immer da sind, aber immer dann, wenn es wichtig wird. Und solche, die einfach auftauchen, wenn man es nicht erwartet und wenn wieder alles so ist, wie es war als man sich noch täglich gesehen hat. Und solche, die neu dazukommen, die andere ersetzen. Dieser eine, der den anderen ersetzt, der aber doch nicht in diese Lücke passt. Der einen neuen Platz einnimmt. Das Loch bleibt, die Lücke lässt sich nicht schließen. Aber das Ganze ist ein Netz, das hält, das mich auffängt, trotz fehlender Maschen. Sprungtuch.“

„Schade, es gibt keinen Schalter. Licht ein, Licht aus. Würd‘ gern den Stecker ziehen. Stattdessen krieg‘ ich bei jedem Versuch einen Stromschlag.“

„Wieso nochmal lebe ich gern in Extremen, fühle intensiv, viel zu sehr? Das ist doch anstrengend. Reizüberflutung.“

„Aber was, wenn ich’s drauf ankommen lassen will?!“


Und der September?


Ich freue mich auf: Momente mit den Besten, eine Reise nach Berlin, Hamburg mit der besten Schwester, Zeit für mich, Waldspaziergänge und Joggingrunden, Ungarn inklusive Wiedersehen und Wiedersehen mit der ALLER-Besten, die viel zu lange zu weit weg war!

Jule

Sonntag, 23. August 2015

La solution? C'est toi, c'est toujours toi.

So einfach und so schwer zugleich. So einfach zu merken und so schwer umzusetzen. Denn was tun, wenn du weißt, dass du dein eigener Schlüssel zum Glück bist, du dich aber permanent in die falsche Richtung drehst, dir Türen versperrst, die du dir selbst öffnen könntest?

Fragen, Fragezeichen, überall, ruhelos, auf der Suche. Nach Antworten. Bist du glücklich? Was macht dich glücklich? Was machst du, um glücklich zu sein, um glücklich zu werden? Was willst du werden, aus deinem Leben machen? Was willst du erreichen, bewegen? Bist du frei, unbeschwert? Willst du das sein? Was gibt dir Sicherheit? Wie kommst du vorwärts, was ist das Ziel? Renn um dein Leben, Wettlauf, hol den Preis. Ziellinie. Streckenabschnitt. Was sind deine Träume? Verwirklichst du sie? Was hindert dich daran, sie zu verwirklichen? Wer hindert dich daran? Wer tut dir nicht gut und was macht dir Spaß? Was tust du dir Gutes und was anderen? Schau dich um, Rücksichtnahme, Berührung. Kontakt, Verbindung. Ohne Abhängigkeit, Freiheit.

Ich nenne keine Antworten, zu verschieden sind sie, zu bunt. Vermutlich bunter als der Regenbogen, bunter als das Sonnenlicht, das sich im Mosaikfenster jener Kirche bricht, Punkte, die den Schatten durchlöchern, das erdrückende Dunkel leichter machen. Bunte Antworten, subjektive Meinungen, die zu jedem von euch gehören, die aber auch gerade nur im Moment eure Antworten sind. Flüchtig, wandelbar. Antworten, die die Farbe wechseln werden, mit euch und eurer Geschichte, Chamäleon. Und all diese Antworten sind nur Momentaufnahmen, kleine Anker, aber definitiv nicht die Lösung.


Denn die Lösung, das bist du, mit deiner Willenskraft, deiner Energie, deiner Stärke. Denn vor der Umsetzung steht der Wille. Du kannst nicht glücklich werden, wenn du es nicht willst, nicht deine Träume verwirklichen, wenn du nicht willst, wenn es dir gleichgültig ist. Aber wenn du den Entschluss gefasst hast, dich auf den Weg zu machen, dann wirst du auch ankommen. Wenn du willst, wirst du Mittel und Möglichkeiten finden, versuchen, ausprobieren. Und es wird funktionieren. Vielleicht nicht jetzt, nicht morgen, aber bald. Vielleicht nicht beim ersten Versuch, Experiment, Lotterie. Sicher aber bei einem der weiteren Versuche, Aufgeben ist keine Option. Sicher wirst du auf Grenzen stoßen, gegen Mauern rennen, die meisten hast du selbst errichtet. Und kannst sie niederreißen, mit voller Kraft oder abbauen, Stein für Stein. Denn oftmals bist es nur du selbst mit deinen Ängsten und Zweifeln, der dich daran hindert, deine Träume zu verwirklichen. Oftmals stehst nur du selbst dir im Weg, bist dein eigener Schlüssel, der klemmt.

Das Leben ist wie eine Pralinenschachtel, ja, du kannst nicht immer auswählen, dir nicht immer deine Lieblingssorte aussuchen. Marzipan nimmt dir jemand weg. Bekommst vielleicht nicht mal eine Praline, musst in den sauren Apfel beißen. Und dann? Ist die Lösung immer noch so simpel wie schwer. Die Lösung bist du. Du allein kannst entscheiden, wie du mit dem umgehst, was dir passiert, widerfährt, zustößt. Du allein kannst den Blickwinkel ändern, die Perspektive wechseln, die Straßenseite. Kannst die Sicht auf die Dinge ändern, deine Sicht. Setz die rosarote Brille ab und nimm ‘ne grüne, passend zum Apfel, der so sauer ist, dass du das Gesicht verziehen musst, so sauer, dass du aber süßes Marzipan umso mehr zu schätzen weißt, ab jetzt jedes Mal. Und wenn es nur das ist, was du dabei lernst, was dich eine andere Kameraeinstellung benutzen lässt. Schnitt.


Die eine Antwort gibt es nicht, mais la solution, c’est toi, c’est toujours toi. Du hast es in der Hand, den Schlüssel, die Kamera. Mach was draus. Dreh‘ den Schlüssel, die Tür wird sich öffnen. Wechsle die Perspektive, die Kamera wird laufen. Und dein Film geht weiter. 

Eure Jül