Samstag, 21. Februar 2015

Total banal, aber sicher nicht egal

Willkommen im Leben von Jül. Heutiges Thema: Meine Faschingsferien. Ihr könnt vor lauter Spannung kaum noch stillsitzen, richtig? Eine vorlesungsfreie Woche, danke liebe französische Uni, sehr gnädig. Aber ja, immerhin eine freie Woche! Die muss gut genutzt sein! In der muss Weltbewegendes geschehen! Über die muss berichtet werden!

Okay, erwischt, so exotisch war’s dann doch nicht. Außer vielleicht meine Verkleidung an Fasching, aber dazu an späterem Wort. Ich bin einfach nach Hause gefahren. Nach Hause, wo ist das? 
Manchmal weiß ich es nicht, zu oft habe ich den Wohnort gewechselt, zu viele Erinnerungen hängen an besagten Orten. Nicht immer gute, auch nicht immer schlechte. Heimat ist da, wo ich herkomme. Klar, so habe ich das oben gemeint, ich bin nach Hause gefahren, in mein Geburtskaff quasi. Und trotzdem ist das nicht immer Heimat für mich, weil ich mich dort manchmal nicht heimisch fühle. Regensburg war schon Heimat und Brüssel und Clermont. Und auch nicht. Heimat waren und sind meine Freunde, meine Familie, Heimat bin ich an unterschiedlichen Orten. Heimat ist immer gerade da, wo ich mich zuhause fühle, manchmal an einem ganz bestimmten Ort, oft an mehreren Orten, selten nirgendwo. Manchmal bei diesem einen Menschen, oft zusammen mit mehreren Menschen, selten nur mit mir. Manchmal nicht mal mit mir. Und das ändert sich auch noch. Manchmal, manchmal sogar oft.


Gerade war mein Zuhause zuhause. Ich musste mich ein bisschen stressen, aber bin ja zum Glück gut organisiert und konnte fast alle mir wichtigen Menschen sehen, die ich aus meinem Geburtskaff und aus der Schulzeit kenne. Oder aus dem Italienurlaub ;) Was ich mit diesen coolen Menschen gemacht habe? Reden, Lachen, Lästern. Kaffee trinken, vegan brunchen, Kino -ja, 50 Shades of Grey natürlich, was sonst :) – Vintagemarkt, Feiern. Gefeiert wurde übrigens vor allem mein Accessoire, die schönste Ananas. Ok, ich berichtige: die schönste essbare Ananas ;) 


Schwesterherz darf natürlich auch nicht fehlen, wir haben die Piste unsicher gemacht und die Piste hat uns unsicher gemacht. Aber nur die eine, diese eine kleine schwarze, die so böse war. Aber wir hatten die Sonne auf unserer Seite. Und das Bier :)

Und doch freue ich mich schon wieder auf das Land der Weintrinker, meine neuen Wanderschuhe und Gesprächsstoff im Gepäck, Sommerkleider und Geschichten. 

Eure Tschulse (=Heimatsprache)

Freitag, 20. Februar 2015

Eine Ode an den Sommer

Sommer. Sommer überall.

Farbe. Farbe überall. Farbe in meinen Augen, in meiner Nase, in meinem Mund. Ich huste und blinzele und schniefe, aber sehen und riechen kann ich nichts. Nur fühlen. Ich fühle den Farbstaub in der Luft, ich fühle ihn auf meiner Haut, wie er sich mit meinem Schweiß vermischt und kleben bleibt. Ich fühle die Menschen neben mir, lachende, schreiende, singende Menschen. Die auf und ab hüpfen und mich aus dem Gleichgewicht bringen, aber damit es ihnen nicht gelingt, reiße ich die Augen auf und klammere mich an den nächst besten Menschen von ihnen. Oh, groß ist er. Und bunt, sein ganzes Gesicht ist voller Farbe, nur das Blau seiner Augen sticht hervor. Und die Lachfalten drum herum. Ich höre, wie er lacht, so laut, dass es sogar den dröhnenden Bass der Elektrobeats übertönt. Und er sagt: „Du bist ja viel zu klein für diese Welt, weiter oben bekommst du nicht so viel ab und dafür mehr mit!“. Ehe ich etwas zurückgeben kann, sitze ich schon auf seinen Schultern. Wahnsinn. Jetzt sehe ich auch wieder etwas. Menschen, bunte Menschen, bunte Menschen, die auf und ab hüpfen, andere tanzende Menschen aus dem Gleichgewicht bringen und Farbstaub in die Luft werfen. Die Luft ist auch bunt. Bunt und staubig und erfüllt von Musik, von Hitze und von Sommer. Ja, ich bin mitten drin im Holi Festival und voller Farbe.

Sand. Sand überall. In meinen Haaren, die ich am liebsten nie wieder kämmen würde. Und in meinem Mund, in dem er zwischen meinen Zähnen knirscht und versucht, den Geschmack von Zitroneneis zu vertreiben. Sand ist auch auf meiner Haut, jede Menge sogar. Dort bleibt besonders viel kleben, Sonnencreme sei Dank. Ich betrachte meinen Arm, seltsam schön sieht er aus, als hätte ihn jemand überzuckert. Schade, dass Sand nicht nach Zucker schmeckt! Aber gut fühlt er sich an. Ich bohre meine Zehen in den feinen Riesel und spüre die einzelnen Körnchen, Muschelstückchen, grabe tiefer, bis der Sand kalt wird, angenehm kalt bei dieser Hitze. So bleibe ich liegen. Wie lange? So lange, bis sich meine Gedanken im Kreis drehen, solange, bis die Flut kommt und solange, bis die Sonne leise, aber mit einem Orchester an Farben im Meer versinkt. So lange, bis es dunkel wird, bis die ersten Sterne auf dieser kleinen Nordseeinsel zu sehen sind und ich mir bei der ersten Sternschnuppe etwas wünschen kann. Dann erst mache ich mich auf den Heimweg und hinterlasse hinter mir meine Fußabdrücke im weichen, festen Sand.


Sonne. Sonne überall. Das wurde auch Zeit, immerhin sitze ich schon seit geschlagenen vierzig Minuten auf dieser Baustelle in Regensburg, die ich mir als Schauplatz für das optimale Foto ausgesucht habe. Vierzig Minuten, die um fünf Uhr morgens doch eher als Synonym für Ewigkeit stehen. Doch vergessen ist die Warterei, als die Nacht Platz macht für diesen rotgelborangen Feuerball, der sich langsam, aber unaufhaltsam den Horizont emporschiebt. Mir wird fast schwindelig. Nicht, weil ich in ein paar Metern Höhe auf einem Kran sitze und versuche, eine gute Position zu finden, die es mir erlaubt, das perfekte Foto zu schießen. Eher, weil ich geblendet werde von der Schönheit dieses Moments. Und vom Sonnenlicht natürlich. Eben dieses taucht die Konturen der Baustelle vor mir, der Autobahn zu meiner Linken und der Felder zu meiner Rechten in ein warmes, goldenes Licht. Faszinierend. Das finden wohl auch die Vögel, deren fröhliches Gezwitscher ich auf einmal überdeutlich hören kann und die sich wie ich auf den bevorstehenden Tag freuen. Einen Tag voller Sommer, voller Sonne.          


Eure Jül
  

Sonntag, 15. Februar 2015

Valentinstag mal anders

Der Tag der Rosen
Oder: Liebe wärmt besser als Pelz

Nein, es ist nicht die Nacht der Rosen, wir sind hier nicht beim Bachelor. Und wir sind auch nicht im Märchen, deswegen kam die dritte Rose, die mir in meinem bisherigen Leben geschenkt wurde, auch nicht von meinem Traumprinzen/Herzbuben/Romeo, sondern von Lauri. Es gibt wohl kaum einen Menschen, der mich besser kennt als sie und - man glaubt es kaum - trotzdem mag ;)
Sie hat also am Valentinstag den weiten Weg nach Augsburg auf sich genommen und mich in meiner Heimatstadt, in der ich zurzeit meine wohlverdienten, wenn auch sehr bescheidenen (1 Woche haha) Ferien verbringe. Beim Spaziergang durch die Stadt wurden wir auf den Augsburger Tierrechtsverein aufmerksam, der versuchte, die Leute ins Bett zu kriegen und zwar unter dem Motto: Liebe wärmt besser als Pelz. Eine coole Aktion, wie wir fanden, die auch sogleich unsere Unterstützung erfuhr. Hinzugefügt werden muss, dass der Pelz an unseren Kapuzen natürlich unecht, also synthetisch hergestellt wurde!



Neue alte Heimat. Alte Freunde, neue Bekannte.
Ja, Augsburg ist meine Heimatstadt, ich war dort schon tausende Male, sei es zum Shoppen oder zum Feiern oder zum Kaffee trinken. Und doch hat sich inzwischen etwas verändert, ich sehe die Stadt mit anderen Augen. Ich entdecke Neues: beispielsweise das Restaurant „Lokalhelden“, das regionale Speisen anbietet, gleichzeitig auch ein Ort, der auf einen Kaffee einlädt und wo auch Veganer fündig werden. http://lokalheldentest.herrypsilon.de/



Altes, Bekanntes, Unscheinbares entdecke ich ebenfalls. Hausfassaden, die ich zuvor übersehen hatte, süße Läden, kleine Plätze. Vermutlich liegt das daran, dass ich meine Heimatstadt nach dem Abi verlassen habe und jetzt einen anderen Blick auf sie werfen kann. Er gefällt mir.



Dieser Valentinstag war wahrhaftig eine Mischung aus Altem und Neuen, nicht nur was meine Sichtweise auf Augsburg betrifft, sondern auch die Menschen. Ich hatte tolle Gespräche mit Lauri, die mich auch ohne Worte versteht. Und ich hatte ein tolles Gespräch mit einer richtig netten Frau, zu der ich mich im Café an den Tisch gesetzt habe, um diskret mein neues Buch zu lesen. Auf dieses Buch hat sie mich angesprochen und wir haben uns unterhalten, über Bücher, über Reisen, über Altes und Neues, über Augsburg und Island. Ein paar Stunden später habe ich sie zufällig im Bioladen wiedergetroffen und Adressen mit ihr ausgetauscht. Soviel zum Sprichwort „Man sieht sich immer zweimal im Leben“ :) 


Eure Jül

Donnerstag, 12. Februar 2015

Auf der Suche nach dem Glück

Glück ist...
Am 11.Februar 2015 um 15.42 Uhr trug sich in einer französischen Kleinstadt in der Auvergne Folgendes zu: Eine blonde Mademoiselle mit einem schwarzen Hut spaziert durch die Innenstadt, verträumt, vor sich hin und in sich hineinlächelnd. Sie setzt sich auf die sonnenbeschienenen Stufen der dunklen Kathedrale, zückt einen Stift und fängt an, eine Museumseintrittskarte vollzukritzeln. Sie hält inne, hält ihr Gesicht in die Sonne, fängt sie ein und ist glücklich.


Ja, ich war glücklich. Ich war es in diesem Moment und ich bin es noch. Durchgehend? Nein. Immer? Schön wär’s. Aber wieso war ich in oben beschriebenen Moment, der eigentlich banal erscheint, glücklich? Was ist Glück überhaupt? Große Fragen für jemanden, dessen Körpergröße eher bescheiden ausfällt. Aber Fragen, die immer wieder anklopfen und vorbeischauen, nicht nur bei mir, auch bei euch. Jeder will glücklich werden, glücklich sein, glücklich bleiben. Dafür verrenken wir uns ganz schön, manchmal umsonst, manchmal mit Erfolg. Die Bedienungsanleitung zum Glücklichsein wurde noch nicht erfunden. Braucht es vielleicht auch nicht, denn vielleicht liegt das große Glück ja wirklich im Kleinen, woran uns jeder zweite Glückskeks erinnert und was auch der gute Yogi-Tee weiß.


Also ist Glück der erste Sonnenstrahl im Winter auf unserer Haut? Der Geruch von frisch gebrühtem Kaffee? Der Geschmack von frisch gebrühtem Kaffee? Das offene Lächeln der Nachbarin? Die Umarmung eines Freundes? Der Sprung in das kalte Wasser eines Sees an einem heißen Sommertag? Oder…? Vielleicht hat sich bei euch schon beim zweiten oder dritten Bild Widerstand geregt. Weil ihr keinen Kaffee mögt. Oder beim vierten Bild, weil ihr eure Nachbarin nicht mögt. Oder beim letzten Bild, weil ihr wie ich ein wenig wasserscheu seid. Hiermit komme ich zu meinem ersten Ergebnis: Glück ist subjektiv, tadaaa. Das klingt sehr unspektakulär, aber irgendwie habe ich das Gefühl, dass das eine wichtige Erkenntnis ist. Glück bedeutet für jeden Menschen etwas anderes, jeder hat eine individuelle Auffassung von Glück und auch eine individuelle Wahrnehmung. Wir sind ja auch Individuen. Gut so :) Und dennoch vergleichen wir uns ständig, was wiederum Glück verhindert, weil wir meist automatisch schlechter abschneiden. Weil wir dann sehen, was wir alles nicht können, nicht haben.

Aber war ich heute glücklich, weil ich einen Hut aufhatte? Weil ich ein Handy und einen Geldbeutel (gefüllt, das war vor dem Shoppen) in der Tasche hatte? Nein. Besitz macht nicht glücklich. Und auch Konsumieren nicht. Natürlich habe ich mich gefreut, dass ich 2 Stunden nach meinem Glücksmoment tolle Schuhe ergattert habe, aber dieser „Glücksmoment“ war kleiner, kürzer, flüchtiger als der, der am Anfang dieses Textes steht und der noch immer in mir nachklingt.
Aha. Wenn ich nicht glücklich war, weil ich alles habe, was ich brauche, dann war ich es also sicherlich, weil ich ein perfektes Leben führe. Und wieder nein. Aber als ich da so auf den Stufen saß, das Gesicht in der Sonne, die Gedanken in den Wolken, da habe ich nicht daran gedacht, was ich eigentlich noch für die Uni machen muss, dass ich noch das Bad putzen muss, dass ich Zukunftsängste habe und andere Ängste und Sorgen und Zweifel. Da war ich einfach nur Jule, ich mit mir und der Sonne und dem Moment. Es gab kein Gestern und kein Morgen, ich war in dem Moment, ich war der Moment. Vielleicht ist es das, was das Glück einlädt, bei uns vorbeizuschauen: das völlige Verschmelzen mit dem Moment, das Aufgehen in der Gegenwart, Stichwort. Klingt ganz gut soweit, oder? Wie kann jemand Glück empfinden, der ständig in Vergangenem hängen bleibt oder mit seinen Gedanken schon in die Zukunft springt? Moment, sagt ihr, man kann doch auch glücklich sein, wenn man sich an schöne Erinnerungen ins Gedächtnis ruft? Hm, höchstens halb. Das wäre dann quasi eine „Kopie“ von Glück, ein Gefühl kann man schließlich nicht aufwärmen. Oder halt, kann man schon machen, das Gefühl schmeckt dann aber nur noch höchstens halb so gut.

Okay,cool, ich habe also im Moment gelebt, war achtsam, hab die Sonnenstrahlen gefühlt, habe nicht an meine Probleme gedacht und trotzdem…trotzdem war mir bewusst, dass ich Probleme habe. Dass ich vieles nicht habe, dass ich nicht alles kann und nicht alles bin, dass ich nicht perfekt bin. Dass die Welt nicht perfekt ist und einiges einfach schief läuft. Aber das war in Ordnung so. Es war okay, ich war okay. Und bin es immer noch :) aber vermutlich war es genau diese Akzeptanz von Imperfektion, die das Glück eingeladen hat.


Und zum Schluss (ja, ich habe massive Probleme damit, mich kurz zu fassen) noch ein Gedanke: Glück ist vergänglich. Man kann es nicht festhalten, in eine Dose packen, überallhin mitnehmen und bei Bedarf auspacken und genießen. Schade eigentlich. Aber wenn das Glück uns verlässt, kommt es früher oder später wieder vorbei und wir merken es, weil wir den Unterschied kennen. Dann wissen wir jeden Glücksmoment vielleicht umso mehr zu schätzen  und der nächste tanzt vielleicht schon vor unserer Nase. Also streck die Hand aus, schnapp ihn dir und genieße ihn! Tauche ein in diesen Glücksmoment, lass dich davon mitreißen, geh darin unter. Sei glücklich :)

Eure Jül

Samstag, 7. Februar 2015

Bienvenue chez Mlle Jules [Jül]

Bienvenue chez Mademoiselle Jules [Jül]
oder auch:
Willkommen in der Welt von Jule

Euer erster Gedanke: "Ohje, bitte nicht noch ein Blog über das wahnsinnig unspannende und unspektakuläre Leben einer unbedeutenden Person auf dieser Welt"? Was aber, wenn diese unbedeutende Person bedeutende Gedanken hat? Vielleicht keine Gedanken, die die Welt verändern, aber vielleicht Gedanken, die euch auf andere Gedanken bringen. Vielleicht seid ihr ab und an ja froh über solche Gedanken, sei es, weil sie euch ablenken von euren eigenen, weil ihr euch darin wiederfindet oder aber, weil sie euch inspirieren. Und wenn meine Gedanken euch zu Taten inspirieren, die die Welt verändern, ist dieser Blog vielleicht nicht mehr so unbedeutend. Oder? :)

In diesem Sinne wünsche ich euch frohe Unterhaltung, erfolgreiches Reflektieren über die großen und kleinen Dinge des Lebens und hoffe, dass ihr auf meinem Blog große Kleinigkeiten entdeckt, die euch innehalten lassen, stutzig machen, zum Träumen und Philosophieren bringen.

Eure Jül