Donnerstag, 12. Februar 2015

Auf der Suche nach dem Glück

Glück ist...
Am 11.Februar 2015 um 15.42 Uhr trug sich in einer französischen Kleinstadt in der Auvergne Folgendes zu: Eine blonde Mademoiselle mit einem schwarzen Hut spaziert durch die Innenstadt, verträumt, vor sich hin und in sich hineinlächelnd. Sie setzt sich auf die sonnenbeschienenen Stufen der dunklen Kathedrale, zückt einen Stift und fängt an, eine Museumseintrittskarte vollzukritzeln. Sie hält inne, hält ihr Gesicht in die Sonne, fängt sie ein und ist glücklich.


Ja, ich war glücklich. Ich war es in diesem Moment und ich bin es noch. Durchgehend? Nein. Immer? Schön wär’s. Aber wieso war ich in oben beschriebenen Moment, der eigentlich banal erscheint, glücklich? Was ist Glück überhaupt? Große Fragen für jemanden, dessen Körpergröße eher bescheiden ausfällt. Aber Fragen, die immer wieder anklopfen und vorbeischauen, nicht nur bei mir, auch bei euch. Jeder will glücklich werden, glücklich sein, glücklich bleiben. Dafür verrenken wir uns ganz schön, manchmal umsonst, manchmal mit Erfolg. Die Bedienungsanleitung zum Glücklichsein wurde noch nicht erfunden. Braucht es vielleicht auch nicht, denn vielleicht liegt das große Glück ja wirklich im Kleinen, woran uns jeder zweite Glückskeks erinnert und was auch der gute Yogi-Tee weiß.


Also ist Glück der erste Sonnenstrahl im Winter auf unserer Haut? Der Geruch von frisch gebrühtem Kaffee? Der Geschmack von frisch gebrühtem Kaffee? Das offene Lächeln der Nachbarin? Die Umarmung eines Freundes? Der Sprung in das kalte Wasser eines Sees an einem heißen Sommertag? Oder…? Vielleicht hat sich bei euch schon beim zweiten oder dritten Bild Widerstand geregt. Weil ihr keinen Kaffee mögt. Oder beim vierten Bild, weil ihr eure Nachbarin nicht mögt. Oder beim letzten Bild, weil ihr wie ich ein wenig wasserscheu seid. Hiermit komme ich zu meinem ersten Ergebnis: Glück ist subjektiv, tadaaa. Das klingt sehr unspektakulär, aber irgendwie habe ich das Gefühl, dass das eine wichtige Erkenntnis ist. Glück bedeutet für jeden Menschen etwas anderes, jeder hat eine individuelle Auffassung von Glück und auch eine individuelle Wahrnehmung. Wir sind ja auch Individuen. Gut so :) Und dennoch vergleichen wir uns ständig, was wiederum Glück verhindert, weil wir meist automatisch schlechter abschneiden. Weil wir dann sehen, was wir alles nicht können, nicht haben.

Aber war ich heute glücklich, weil ich einen Hut aufhatte? Weil ich ein Handy und einen Geldbeutel (gefüllt, das war vor dem Shoppen) in der Tasche hatte? Nein. Besitz macht nicht glücklich. Und auch Konsumieren nicht. Natürlich habe ich mich gefreut, dass ich 2 Stunden nach meinem Glücksmoment tolle Schuhe ergattert habe, aber dieser „Glücksmoment“ war kleiner, kürzer, flüchtiger als der, der am Anfang dieses Textes steht und der noch immer in mir nachklingt.
Aha. Wenn ich nicht glücklich war, weil ich alles habe, was ich brauche, dann war ich es also sicherlich, weil ich ein perfektes Leben führe. Und wieder nein. Aber als ich da so auf den Stufen saß, das Gesicht in der Sonne, die Gedanken in den Wolken, da habe ich nicht daran gedacht, was ich eigentlich noch für die Uni machen muss, dass ich noch das Bad putzen muss, dass ich Zukunftsängste habe und andere Ängste und Sorgen und Zweifel. Da war ich einfach nur Jule, ich mit mir und der Sonne und dem Moment. Es gab kein Gestern und kein Morgen, ich war in dem Moment, ich war der Moment. Vielleicht ist es das, was das Glück einlädt, bei uns vorbeizuschauen: das völlige Verschmelzen mit dem Moment, das Aufgehen in der Gegenwart, Stichwort. Klingt ganz gut soweit, oder? Wie kann jemand Glück empfinden, der ständig in Vergangenem hängen bleibt oder mit seinen Gedanken schon in die Zukunft springt? Moment, sagt ihr, man kann doch auch glücklich sein, wenn man sich an schöne Erinnerungen ins Gedächtnis ruft? Hm, höchstens halb. Das wäre dann quasi eine „Kopie“ von Glück, ein Gefühl kann man schließlich nicht aufwärmen. Oder halt, kann man schon machen, das Gefühl schmeckt dann aber nur noch höchstens halb so gut.

Okay,cool, ich habe also im Moment gelebt, war achtsam, hab die Sonnenstrahlen gefühlt, habe nicht an meine Probleme gedacht und trotzdem…trotzdem war mir bewusst, dass ich Probleme habe. Dass ich vieles nicht habe, dass ich nicht alles kann und nicht alles bin, dass ich nicht perfekt bin. Dass die Welt nicht perfekt ist und einiges einfach schief läuft. Aber das war in Ordnung so. Es war okay, ich war okay. Und bin es immer noch :) aber vermutlich war es genau diese Akzeptanz von Imperfektion, die das Glück eingeladen hat.


Und zum Schluss (ja, ich habe massive Probleme damit, mich kurz zu fassen) noch ein Gedanke: Glück ist vergänglich. Man kann es nicht festhalten, in eine Dose packen, überallhin mitnehmen und bei Bedarf auspacken und genießen. Schade eigentlich. Aber wenn das Glück uns verlässt, kommt es früher oder später wieder vorbei und wir merken es, weil wir den Unterschied kennen. Dann wissen wir jeden Glücksmoment vielleicht umso mehr zu schätzen  und der nächste tanzt vielleicht schon vor unserer Nase. Also streck die Hand aus, schnapp ihn dir und genieße ihn! Tauche ein in diesen Glücksmoment, lass dich davon mitreißen, geh darin unter. Sei glücklich :)

Eure Jül

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