Das Leben ist kein Film. Kein Film mit Happy End. Und auch
kein Roman. Oder vielleicht doch?
Letzte Woche war in an einem Punkt, an dem ich keinen
anderen Ausweg sah als Frontalknutschen. Den Film natürlich. Den besten Film
überhaupt, zumindest wenn man sich vom Leben ablenken will und sie gleich mit.
Und was soll ich sagen? Es hat funktioniert, es funktioniert immer. Zumindest
für die Dauer des Films und für ein paar Momente danach. Und dann fange ich an
mich zu fragen, warum mein Leben nicht ist wie im Film, warum es im echten
Leben so selten Happy Ends gibt und warum nicht einfach mal alles einfach sein
kann oder wie im Film furchtbar kompliziert, um dann doch ganz einfach zu sein.
Klar, dann wäre ja alles ziemlich langweilig, öde, trist.
Vorhersehbar. Aber Moment, auch im Film passiert doch ständig etwas, etwas
Unerwartetes, dramatische Wendung, Höhepunkt. Aber irgendwie passt am Ende
immer alles. Alles passt zusammen, das Puzzle ist vollendet und das entstandene
Bild wunderbar. Mit Popcorn finden wir es fast noch besser, egal ob süß oder salzig.
Warum schauen wir überhaupt so gerne Filme mit Happy End?
Warum sind wir enttäuscht, verstört, traumatisiert gar, wenn ein Film nicht gut
ausgeht? Klar, ich pflege zu sagen, dass Filme ohne Happy End eh viel besser
sind, weil innovativer und realistischer. Und doch bin ich enttäuscht, meine
Weltordnung gerät ein wenig ins Wanken, sollte mich das Ende eines Films
unbefriedigt zurücklassen, mit offenen Träumen und zerstörten Illusionen.
Flucht vor der Realität, Augen verschließen. Erst im Kino
oder vor dem Fernseher oder vor einem anderen Bildschirm dürfen die Augen
wieder geöffnet werden. Eintauchen in eine andere Welt, in das Leben anderer
Menschen, die uns eigentlich total ähnlich sind. Dass es sich dabei um
Schauspieler handelt, blenden wir mal eben aus. Das ist jetzt unsere Realität,
eine, in der Platz für Träume ist. In der man sich wiederfindet und hoffen
kann, dass alles gut wird am Ende. Noch besser ist es fast mit Büchern, da
bleibt mehr Raum für Fantasie. Da können wir uns die Welt in den buntesten
Farben ausmalen mit ganz viel Glitzer. Auf dem Boden der Tatsachen liegt eh zu
wenig, finde nicht nur ich. Auch finde ich, dass wir uns schon ein wenig
Glitzer aus Büchern und Filmen mit in unser Leben nehmen können, dann werden
unsere Sorgen vielleicht überfunkelt.
So oder so ist es gut, dass es sie gibt, unsere Sorgen,
Ängste, Probleme. Dass wir damit konfrontiert werden und nicht ewig davor
flüchten können, auch nicht mit Serien-Dauerschleife. Denn das macht uns
stärker, macht uns zu den Menschen, die wir sind. Zu Löwen, die wissen, wie man
kämpft und zu Vögeln, die wissen wie man fliegt. Auch wenn wir davor gefallen
sind oder gerade weil. Das ist die Realität. Hart und unbarmherzig. Manchmal.
Und manchmal trotz der Kompliziertheit des Lebens richtig schön. Oder gerade
weil. Denn das Leben schreibt die tollsten Geschichten, egal ob süß oder
salzig.
Die Realität ist ein Auf und Ab und das ist wohl gut so. Das Drehbuch
ist noch unvollständig und die letzte Szene noch nicht gedreht, die letzte
Seite noch nicht geschrieben. Und wenn doch? Dann heißt es Seiten rausreißen,
neu schreiben, überschreiben. Mit Kuli und nicht mit Bleistift. Kritzeln, wild
und hemmungslos, immer wieder, Schnörkel, Ecken, mehr als drei Punkte. Und selbst
am Schlusspunkt angekommen gibt’s immer noch ‘ne Chance auf Teil 2. Und 3 und
4. Und überhaupt auf eine Never-Ending-Story. Mit einem Happy End natürlich.
Oder besser noch mit 2 Happy Ends, oder 3 oder 4.
Jule
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen