Mittwoch, 11. November 2015

Bin ich im falschen Film?!

Das Leben ist kein Film. Kein Film mit Happy End. Und auch kein Roman. Oder vielleicht doch?


Letzte Woche war in an einem Punkt, an dem ich keinen anderen Ausweg sah als Frontalknutschen. Den Film natürlich. Den besten Film überhaupt, zumindest wenn man sich vom Leben ablenken will und sie gleich mit. Und was soll ich sagen? Es hat funktioniert, es funktioniert immer. Zumindest für die Dauer des Films und für ein paar Momente danach. Und dann fange ich an mich zu fragen, warum mein Leben nicht ist wie im Film, warum es im echten Leben so selten Happy Ends gibt und warum nicht einfach mal alles einfach sein kann oder wie im Film furchtbar kompliziert, um dann doch ganz einfach zu sein.

Klar, dann wäre ja alles ziemlich langweilig, öde, trist. Vorhersehbar. Aber Moment, auch im Film passiert doch ständig etwas, etwas Unerwartetes, dramatische Wendung, Höhepunkt. Aber irgendwie passt am Ende immer alles. Alles passt zusammen, das Puzzle ist vollendet und das entstandene Bild wunderbar. Mit Popcorn finden wir es fast noch besser, egal ob süß oder salzig.

Warum schauen wir überhaupt so gerne Filme mit Happy End? Warum sind wir enttäuscht, verstört, traumatisiert gar, wenn ein Film nicht gut ausgeht? Klar, ich pflege zu sagen, dass Filme ohne Happy End eh viel besser sind, weil innovativer und realistischer. Und doch bin ich enttäuscht, meine Weltordnung gerät ein wenig ins Wanken, sollte mich das Ende eines Films unbefriedigt zurücklassen, mit offenen Träumen und zerstörten Illusionen.

Flucht vor der Realität, Augen verschließen. Erst im Kino oder vor dem Fernseher oder vor einem anderen Bildschirm dürfen die Augen wieder geöffnet werden. Eintauchen in eine andere Welt, in das Leben anderer Menschen, die uns eigentlich total ähnlich sind. Dass es sich dabei um Schauspieler handelt, blenden wir mal eben aus. Das ist jetzt unsere Realität, eine, in der Platz für Träume ist. In der man sich wiederfindet und hoffen kann, dass alles gut wird am Ende. Noch besser ist es fast mit Büchern, da bleibt mehr Raum für Fantasie. Da können wir uns die Welt in den buntesten Farben ausmalen mit ganz viel Glitzer. Auf dem Boden der Tatsachen liegt eh zu wenig, finde nicht nur ich. Auch finde ich, dass wir uns schon ein wenig Glitzer aus Büchern und Filmen mit in unser Leben nehmen können, dann werden unsere Sorgen vielleicht überfunkelt.

So oder so ist es gut, dass es sie gibt, unsere Sorgen, Ängste, Probleme. Dass wir damit konfrontiert werden und nicht ewig davor flüchten können, auch nicht mit Serien-Dauerschleife. Denn das macht uns stärker, macht uns zu den Menschen, die wir sind. Zu Löwen, die wissen, wie man kämpft und zu Vögeln, die wissen wie man fliegt. Auch wenn wir davor gefallen sind oder gerade weil. Das ist die Realität. Hart und unbarmherzig. Manchmal. Und manchmal trotz der Kompliziertheit des Lebens richtig schön. Oder gerade weil. Denn das Leben schreibt die tollsten Geschichten, egal ob süß oder salzig.


Die Realität ist ein Auf und Ab und das ist wohl gut so. Das Drehbuch ist noch unvollständig und die letzte Szene noch nicht gedreht, die letzte Seite noch nicht geschrieben. Und wenn doch? Dann heißt es Seiten rausreißen, neu schreiben, überschreiben. Mit Kuli und nicht mit Bleistift. Kritzeln, wild und hemmungslos, immer wieder, Schnörkel, Ecken, mehr als drei Punkte. Und selbst am Schlusspunkt angekommen gibt’s immer noch ‘ne Chance auf Teil 2. Und 3 und 4. Und überhaupt auf eine Never-Ending-Story. Mit einem Happy End natürlich. Oder besser noch mit 2 Happy Ends, oder 3 oder 4. 


Jule

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