Sonne, Wärme, wie fühlt sich das an? Sonne in deinem
Gesicht, Wärme auf meiner Haut. Licht in meinem Lachen, Schattenspiele in
deinem Haar. Weg, weit weg. Nichts als Kälte und Eis um mich, um mich herum und
in mir. Mir ist kalt. Ja, es ist Winter, es liegt Schnee und es hat Minusgrade.
Und ich bin eine Frostbeule und habe grundsätzlich eiskalte Hände. Aber es ist
nicht die Jahreszeit, die mich frieren lässt. Nein, eigentlich mag ich den
Winter. Vielmehr ist es die Abwesenheit von Wärme, von deiner Wärme. Von
Menschenwärme, Herzenswärme.
Ich gehe auf die Straßen und mir ist trotz drei Jacken kalt.
Mir wird auch nicht warm, denn jedes Gesicht, das ich sehe, ist verschlossen,
jedes Lächeln gefroren und nach jedem Wort hängen Eiszapfen in der Luft. Fällt
das nur mir auf? Jeder schaut auf sich, niemand nimmt den anderen wahr, alle
sind Luft. Menschen verletzen sich, mit Worten, Worten, die schneiden wie die
eisige Luft an meinen Wangen. Menschen ignorieren sich, sind Luft füreinander,
Luft, die undurchdringlich dicht ist wie der Nebel, der über der Erde hängt wie
eine dicke Decke. Menschen hassen sich, nehmen sich die Luft zum Atmen und existieren
nur für sich.
Was ist los mit euch? Seht ihr nicht, dass ihr blind seid?
Blind vor Arroganz, vor Egoismus, vor Narzissmus. Hauptsache, euch geht es gut.
Hauptsache, ihr habt Geld, Erfolg und macht Karriere. Die anderen? Die, die
Hilfe brauchen, die eure Hilfe brauchen? Die, die auf ein aufmunterndes
Lächeln, auf ein hilfreiches Wort und eine tröstende Umarmung hoffen?
Denen ist kalt. Trotz drei Jacken.
Eure Jül
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