Worte haben Kraft, Worte können Menschen bewegen, Dinge in
Bewegung bringen. Worte können verletzen und enttäuschen, aufmuntern und
überzeugen. Worte können entzweien, Nähe schaffen und Distanz, wärmende Worte
können helfen, stützen, auffangen. Weise Worte können beruhigen, dich
beruhigen, mich beruhigen.
Ich versuche, passende Worte zu finden, suche nach Wörtern,
dich mich überzeugen und vielleicht auch euch. Überzeugen davon, dass auch der
Alltag gelebt werden muss, dass er es wert ist, gelebt zu werden. Davon, dass
Abläufe, die sich wiederholen, immer und immer wiederholen, doch nicht dieselben
sind. Dass Routine gar nicht so schlecht sein muss.
Von all dem versuche ich mich zu überzeugen, während ich im
Unterricht (anders kann man das in Frankreich wohl nicht nennen) sitze und
offensichtlich nicht bei der Sache bin. Der Zeiger meiner Uhr hat sich
entschieden, die Sonnenstrahlen zu ignorieren und befindet sich im Winterschlaf.
Und auch ich kämpfe gegen die Attraktivität eines Nickerchens an, demotiviert
von der Aussicht auf einen weiteren, langen Unitag.
Alltag. Synonym für Routine, Wiederholung, Langeweile. Oder?
Vielleicht auch Synonym für Struktur, Sicherheit, Gelassenheit. Ich weiß am
Morgen, was auf mich zukommt, was mich
erwartet, was ich als Nächstes tue. Ich weiß, wann ich es tue. Das gibt mir
Sicherheit, das Leben fließt in gemäßigtem Tempo vor sich hin und ich kann mich
ein bisschen zurücklehnen. Und einfach den Alltag genießen, das Alltägliche,
das aus einem anderen Blickwinkel vielleicht gar nicht mehr so alltäglich,
sondern schon besonders ist. Oder aber ich durchbreche die Routine, im Kleinen.
Bin mal anders im Gleichen, ein anderer Weg, ein anderes Outfit, ein anderes
Mittagessen, andere Menschen. Ich mach mir meinen Alltag einfach besonders und
vielleicht überrascht mich der Alltag ja mit Besonderem.
Und wenn nicht? Dann freue ich mich eben auf’s Wochenende :)
Eure Jül
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