Montag, 1. Juni 2015

Bunte Kiste: Mai 2015

Bunte Kiste: Mai 2015

Stress und Entspannung. Ferien und Freiheit. Nostalgie und Vorfreude. Abschied und Wiedersehen.


Gefreut über: das Ende der Prüfungen, Tanzen, neue Bekanntschaften, meinen Zauberstab, Seeausflug, Wanderausflug mit Schwesterherz und Mum inklusive Trampen, ein paar Tage Bordeaux, Festivalstimmung, Party und Paragliding mit den besten Mitbewohnerinnen, unser Glück mit Covoiturage – schon wieder :) und einen Brief von Vicky <3

Geärgert über: Prüfungsstress, zu wenig Zeit mit neuen Bekanntschaften, schlaflose Nächte, Fernbusse natürlich, Heuschnupfen und Packen

Auszüge aus meinem Tagebuch:

„…und es wird auch alles gut werden. Brauch nur Zeit.“

„Öfter mal Zeit mit mir, nur mit mir. Mit niemandem sonst. Raum schaffen. Für Gedanken und Werke. Kreativitätsfluss, Ideenanfall.“

„Deine Fantasie, Bilder, die in deinem Kopf entstehen. Das ist das Mächtigste, was du hast.“

„So viele Dinge, die ich zurücklasse, Erinnerungen vor allem. An Momente, schöne Momente, die ich hoffentlich nie vergessen werde. Und weniger schöne, die mich geprägt haben, mich an meine Grenzen gebracht haben und darüber hinaus. (...) Erinnerungen an eine Stadt, die ich komischerweise in's Herz geschlossen hab'."

„Das ist also das Ende des Kapitels. So viel Geschriebenes, so viel zwischen den Zeilen. Kann noch nicht umschlagen, noch nicht weiterschreiben. Will zurückblättern, ein bisschen lesen, mich ein bisschen in den Bildern verlieren bevor sie anfangen zu verblassen. Das Beste kommt immer zum Schluss, sagt man. Aber genau dann gehen, genau dann den Schlusspunkt setzen? (…) Als ob auf meiner Stirn stehen würde: Hallo cooler Mensch, lern mich bitte jetzt kennen, ich bin nämlich nur noch ‘ne Woche im Land! Aber dann sind das vielleicht auch drei Punkte und vielleicht ist der Schluss noch nicht das Ende. Vielleicht gibt es eine Fortsetzung, vielleicht einen Neuanfang. Ungewiss. Aber bin neugierig, deswegen blättere ich um und fange eine neue Seite an, ein neues Kapitel.“



Und der Juni?

Ich freue mich auf: Wiedersehen, große und kleine. Und auf dieses Abenteuer. 

Jule

Montag, 18. Mai 2015

Spring ab!

Ja, quasi mein Credo vom letzten Post. Hab mir selbst Mut zugesprochen, will mich öfter trauen, auf’s Leben vertrauen, auf mich. Mich in die Ungewissheit stürzen und haltlos fallen, die Illusion von Sicherheit über Bord werfen und springen.


Und ich bin gesprungen und geflogen und ausnahmsweise nicht im übertragenen Sinne. Nein, heute fand die besagte Endaktion der heißen WG statt, das heißt ich bin mit meinen drei Mitbewohnerinnen auf den Gipfel des Puy de Dôme gewandert, um dort nicht nur die Aussicht zu genießen, sondern um abzuspringen, uns noch höher tragen zu lassen und zu fliegen. Paragliding. Kribbeln im Bauch, Grinsen auf dem Gesicht, Luft in den Lungen und Wind um den Ohren. Ich schaue nach unten, sehe Wälder und Felder, Wiesen, Täler und Berge. Sehe diese Stadt, die ich irgendwie in’s Herz geschlossen habe. Grün mit gelben Tupfen, Löwenzahn vielleicht. Ich hänge in der Luft und schwebe, habe keinen Halt und fühle mich sicher. Der Schirm trägt mich und der hinter mir weiß schon, was er tut. Es ist so still hier oben, angenehm, ich höre nur den Wind, kühl streift er mein erhitztes Gesicht und er trägt mich, kraftvoll. Spielt mit mir und dem Schirm, lässt ihn ein bisschen hüpfen und mein Herz klopfen. Adrenalin, ja ein bisschen. Und ich muss lachen, so schön ist das.



Ich will nochmal. Mich nochmal trauen, nochmal springen. Schweben, Gleitflug, höher noch. Auch im übertragenen Sinne. Es gibt keine Sicherheit und keinen Halt, alles ist Risiko, Leben ist Risiko. Aber wieso immer auf Nummer sicher gehen, wenn man so viele Möglichkeiten hast? Warum nicht einfach mal loslassen und abspringen und schauen, was passiert? Vielleicht fliegst du ja. Vielleicht fällst du. Und wirst aufgefangen, vom Leben. Ein bisschen freier Fall fühlt sich gut an, haltlos, schnell, aufregend. Und wenn es zu schnell geht, kann man immer noch die Reißleine ziehen, immer zurück. Wieder auf den Boden, Halt suchen. Und wieder springen, immer wieder, immer weiter. 

Eure Jül

Sonntag, 17. Mai 2015

Gib mir ein kleines bisschen Sicherheit...

…in einer Welt, in der nichts sicher scheint. Worte aus einem Liedtext von Silbermond, der Erinnerungen wachruft und Worte, die mir gerade durch den Kopf gehen, mich am Schlafen hindern. Ich hätte gern eine Garantie, am besten ohne Verfallsdatum. Ich hätte gern eine Garantie, dass schon alles gut wird. Dass ich auf dem richtigen Weg bin, die richtigen Entscheidungen treffe. Dass ich meine Sache gut mache, dass ich die richtigen Sachen mache. Dass es sich lohnt, weiterzugehen, Mut zu haben, zu springen, in’s kalte Wasser und in unbekannte Seen. Dass es sich lohnt, dieses Risiko einzugehen, jeden Tag irgendein Risiko einzugehen. Aber es gibt keine Garantie und auch keine Sicherheit. Zu viele Wagnisse und zu wenig Mut, diese einzugehen. Zu springen. Und oft fühlt es sich gut an, freier Fall, fliegen fast.

Es gibt Menschen, die haben anscheinend irgendwo eine Quelle entdeckt, an der sie Mut schöpfen können, tonnenweise. Die permanent springen können, in’s Ungewisse, die scheinbar keine Sicherheit brauchen. Ich gehöre nicht dazu und ich habe auch noch keinen Ort gefunden, an dem der Rohstoff Mut unerschöpflich ist. Ich brauche Halt und ich brauche Sicherheit, brauche die Gewissheit, die mir niemand geben kann. Ich bin beruhigt, wenn ich weiß, was heute noch passiert, was auf mich zukommt, worauf ich mich einstellen muss. Was morgen auf mich wartet. Was ich tun werde und wann und was andere Menschen tun werden. Dann weiß ich was, passiert und kann mich darauf vorbereiten. Innerlich und äußerlich.

Aber weiß ich, was passiert? Menschen sind keine Maschinen und das Leben ist unberechenbar, macht manchmal komische Dinge, überrascht und enttäuscht. Das Leben enttäuscht vor allem dann, wenn ich etwas ganz Bestimmtes erwarte, mir etwas ganz Bestimmtes erhoffe, mir alles in rot und gelb ausmale und mit Blumen ausschmücke. Und dann kommt alles ganz anders, alles ist orange und lila und ohne Blumen und ich bin enttäuscht. Weil meine Vorstellungen nicht mit der Realität übereinstimmen. Weil ich mir zu viele Details vorgezeichnet hatte, nicht mit Bleistift, nicht auszuradieren. Weil ich wissen wollte, was passiert, Sicherheit wollte. Aber was passiert, wenn ich nicht weiß, was passiert?

Dann bin ich vielleicht nervös, aufgeregt. Habe Angst vor dieser Ungewissheit. Kann mich an nichts und niemanden klammern, kann mich nur selbst festhalten, mir selbst Halt geben. Auf mich selbst vertrauen und darauf, dass ich klarkomme mit dem, was kommt. Dass mich das, was kommt, nicht erstickt. Vielleicht raubt es mir den Atem, macht mich sprachlos, lässt mich vergessen zu atmen. Aber dann füllt es mich vielleicht aus, gibt mir neue Luft zum Atmen. Vielleicht ist diese Ungewissheit schön. Weil alles möglich ist, weil es keine Grenzen gibt, alles kann passieren, alles kann anders passieren, nichts ist beständig, nichts ist kalkuliert. Weil ich mich auf alles freuen kann, weil es keine Erwartungen gibt, alles kann ich wollen und alles kann sich verändern, nichts schränkt mich ein, nichts ist berechnet. Unberechenbar, Abenteuer.

Und dann bin ich vielleicht mutig und trau mich, lass‘ ich ein auf diese Ungewissheit, lass‘ mich mitreißen von orange und lila, lass mir die Sicht vernebeln und sehe Dinge klarer, sehe Neues und finde es schön. Dann lass‘ ich mich ein auf diese Ungewissheit, habe keine Garantie, brauche sie nicht. Brauche nur Mut. Dann find‘ ich vielleicht die Sicherheit in der Unsicherheit, bin mir selbst sicher und finde Halt im Sprung, im Gefühl, Mut zu haben, in’s kalte Wasser zu springen und glücklich wieder aufzutauchen, Wasser zu schlucken und Glück zu schmecken. Sich verschlucken und Luft holen. Anlauf nehmen, springen und fliegen. 

Gib mir ein kleines bisschen Mut, in einer Welt, in der man ihn braucht. Gib mir in dieser schnellen Zeit irgendwas, das bleibt. 

Eure Jül

Samstag, 9. Mai 2015

Öfter mal…Zeit für mich und Zeit mit mir

Eigentlich wollte ich ein paar sinnvolle Sätze zum Thema Entspannung bilden, weil ich gerade NICHT entspannt bin. Genau deswegen wohl sträuben sich meine ausgewählten Wörter, wollen keinen Sinn ergeben. Vermutlich muss ich etwas ändern, mal wieder. Muss lernen, mich zu entspannen. Nur wie? Wie, wenn man jede Woche 4 Prüfungen hat und sich nicht imstande fühlt, tonnenweise Infos zu lesen, zu lernen. Zu merken??? Wie, wenn man nicht mal Zeit hat, soziale Kontakte zu pflegen? Wie, wenn meine Ansprüche an mich nicht von mir weichen wollen, obwohl mein Verstand mir etwas anderes sagt? Nicht nur mein Verstand, der ja auch nicht immer Recht hat, sondern ebenso der Rest meines Ichs fordert Ruhe, Entspannung, Gelassenheit. So wenig Schlaf ich brauche und so gern ich Kaffee trinke, es reicht. Muss nicht immer an’s Limit, darüber hinaus, über’s Ziel schießen, übertreiben. Muss an mich denken. Und Zeit mit mir verbringen, so wie es auf meiner Liste mit den Vorsätzen für 2015 steht. Wie es halt so ist, wurde die vernachlässigt und liegt irgendwo in meinem Chaos. Also, Vorsatz-Liste rausgekramt und To-Do-Liste verbannt und ja, ich hatte gar keine schlechten Ideen für dieses Jahr. Für Veränderungen. Ideen, die ich umsetzen wollte, auch angefangen hatte umzusetzen, aber wo mir das Durchhaltevermögen gefehlt hat, die Disziplin, die Motivation. Veränderungen brauchen Zeit, ich weiß, und nur weil ich mich vielleicht in einer Durststrecke befinde, heißt das nicht, dass ich meine Ziele aus den Augen verloren habe. Oder dass ich nichts geschafft habe. Punkt 1 auf der Liste heißt Yoga. Und das habe ich gemacht, mache ich weiterhin. Nicht jeden Tag, aber jede Woche, jede Woche manchmal mehrmals. Punkt 2? Einen Blog erstellen. Mehr muss ich wohl nicht dazu schreiben :)

Punkt 3? Selfie-Abende, jede Woche mindestens einen. Das Prinzip ist das Folgende: Ich suche mir einen Abend der kommenden Woche aus, der reserviert ist. Für mich, für meine Lieblingsbeschäftigungen, für meine Gedanken. Den ich verteidige, an dem ich mir nichts anderes vornehme, an dem ich einen festen Termin mit mir selbst habe. Und nicht, um bescheuerte Serien und noch bescheuertere Videos anzuschauen, auch nicht, um zu telefonieren und zu skypen. Sondern um mich mit mir selbst zu beschäftigen, mich mit dem zu beschäftigen, was mich beschäftigt. Denken und Nicht-Denken also. Entspannen. Wörter, die sich in meinem Kopf ansammeln auf’s Papier bringen. Oder Wörter in Formen und Farben umwandeln und drauf los malen. Zeichnen. Lesen, Meditieren, Yoga. Dinge, die mir guttun und für die ich mir zu selten Zeit nehme, die ich vernachlässige, sobald ich Stress habe. Dabei würden mir diese Dinge helfen, mein Stresslevel zu senken. Also? Dieses Wochenende einen Selfie-Abend, an dem ich ein bisschen male, ein bisschen lese und ein bisschen schreibe, dann habt auch ihr wieder mehr zu lesen. Und dann lasse ich mich in dieser Prüfungsphase ein bisschen inspirieren von schlauen Menschen, die tolle Bücher geschrieben haben, von der Vielfalt der Farben, von meinen Gedanken, die sich manchmal selbstständig machen, um ihre eigenen Wege zu gehen. Denen werde ich folgen, mich auf Spurensuche begeben und schauen, wohin mich die Reise führt. Ich schalte meinen Computer aus, ignoriere mein Handy und lass‘ mich von meinen Gedanken ein bisschen forttragen, ein bisschen Traumreise. 

Ich brauch‘ ein bisschen Zeit für mich, um Platz zu schaffen. Nein, ich werde in meiner Selfie-Zeit nicht mein Zimmer aufräumen, vielmehr meinen Kopf. Meine Gedanken sortieren, um Platz für neue Gedanken zu schaffen, Raum für Fantasie und Orte für kreatives Chaos. Verstaubte Denkmuster aussortieren, Eindrücke neu anordnen oder ungeordnet lassen, Neues entstehen lassen. Ich brauch‘ ein bisschen Zeit für mich, um mich ein bisschen mehr zu finden. Nimm dir ein bisschen Zeit für dich, um Ideen zu sammeln, um zu genießen, was du denkst und was du hast. Lass deine Ideen in dir wachsen bis Bäume daraus werden, die grüne Blätter tragen oder Blumen, die sich der Sonne zuwenden. Und dann kann man sich auch wieder mit der Außenwelt verbinden, um der Welt all‘ die bunten Ideen zu zeigen :)


Eure Jül

Freitag, 1. Mai 2015

Bunte Kiste: April 2015

Reisen und ankommen. Auf dem Weg und unterwegs sein. Hoffen und Erwachen.


Gefreut über: das Wiedersehen mit Ramona, unser Glück mit Covoiturage, Gastfreundschaft und Herzlichkeit im Süden, Entspannung und meinen Yoga-Kurs, wunderbare Ferientage und Points de vue

Geärgert über: meine komplizierten Gedankenkonstruktionen, Elefanten im Porzellanladen, eine leidige Dissertation, meine Tierhaarallergie, die Verfilmung von Insurgent und einen Blackout

Auszüge aus meinem Tagebuch:

„…aber he, manchmal muss man eben riskieren, was wagen. Sonst lebt man vielleicht, ist aber nicht lebendig, die Welt ist so bunt. Und ich will nicht nur die Pastellfarben sehen, sondern auch die Mischfarben, die hässlichbraun und nicht schön anzuschauen sind. Ich will die ganze Palette, nicht nur schwarz & weiß.“

„Und es regnet, es regnet in Strömen. Endlich. Endlich fallen die Tropfen, zuerst nur zaghaft zögernd. Wie Sandkörner, die Klavier spielen, leise. Immer lauter, immer dröhnender. Die Tropfen prasseln und hämmern, schlagen auf dem Boden auf und werden von ihm zurückgeworfen. Wasser spritzt, der Damm ist gebrochen. Endlich. Viel zu viel hatte sich aufgestaut, viel zu groß ist der Druck geworden. (…)“

„…bin gern am Rand. Außenseiter. Oder einfach anders. Besonders? Ich nehm‘ die Dinge anders wahr, sehe Dinge, die ihr nicht seht, die dazwischen liegen und dazwischen fliegen.“

„Wellen, die kommen und gehen. Wellen, weich und warm, die meine Füße umspielen, meine Zehen kitzeln und an meinen Gedanken ziehen. Lass los, denke ich mir, lass sie ziehen. Lass dich treiben und schwimm mit. So einfach ist es nicht immer, soll es nicht sein. Schwimm auch mal gegen den Strom, kämpfe gegen die Masse, gegen die Wellen. Sei anders, sei am Rand. Nimm eine andere Perspektive ein, betrachte die Dinge von unten, von oben. Denke quer und denke nichts.“

„Meer. Ich will mehr davon, will, dass die salzige Luft meine schweren Gedanken vertreibt, sie leicht macht, sie mitnimmt auf eine Reise, die mich sie vergessen lässt. Mich vergessen, und sei es auch nur für einen Moment. Einen Moment blinzeln, den Sand aus den Augen reiben und vergessen, wer ich vielleicht bin, wer ich vielleicht sein könnte.“

- Bild mit der besseren Kamera der besten Reisepartnerin Vicky- 

Und der Mai?

Ich freue mich auf: das Ende der Prüfungen, die letzte Party und die lang geplante Endaktion der heißesten WG, Fauve mit Olga und Placebo mit Schwesterherz, Wiedersehen und daheim <3 

Jule

Samstag, 25. April 2015

Hör doch auf zu denken

Hör doch auf zu denken und lebe, lebe einfach. Lass dich mitreißen, nicht von Bächen und Wasserfällen, die in deinem Kopf plätschern und niederstürzen, sondern von dem, was dich umgibt. Von Menschen, realen Menschen, die du berühren und umarmen kannst, die da sind, jetzt in diesem Moment. Hör auf, Gedanken zu verschwenden an die, die es nicht gibt, die es nur geben könnte, reiß dich los von Märchen und stürz dich in’s Abenteuer. Begib dich an ungewisse Orte und lass dich überraschen, begib dich an altbekannte Plätze und lass dich berieseln von Momentaufnahmen, von Eindrücken, von Realität. Und auch wenn die Wirklichkeit schwer zu ertragen ist, wenn die Eindrücke zu viel werden, wenn die Realität schmerzhaft ist: Renn nicht weg, flüchte dich nicht in deine Gedanken. Dort findest du keine Zuflucht, bist auf der Flucht. Du willst dich selbst in Watte packen, nichts hören und sehen müssen, nichts fühlen und nichts denken. Und doch bist du da, in deiner Gedankenwelt, hältst dir die Augen zu und übermalst die schwarzen Farben. Übermalst deine Gefühle, die sich nicht übermalen lassen wollen. Die sich wehren, wenn du versuchst, andere Gefühle zu erfinden, schöne Geschichten, deren Worte zu leicht sind, um Bestand zu haben. Die vom ersten Frühlingswind weggeweht, fortgetragen werden, die dem echten Gefühlssturm nicht standhalten können. Und du auch nicht mehr, übrigens. Stell dich ihm, sei stark. Du kannst die Wirklichkeit aushalten und sie bringt dich nur weiter, lässt in dir Kräfte wachsen, die du dir gar nicht herbeiträumen kannst, die nicht in deinen Gedanken entstehen können. Umgib dich mit Realität und lass dich herausreißen aus der Welt, die du erfindest, mag sie auch noch so leicht und süß sein. Wach auf, Märchen gibt es nicht. Wach endlich auf und lass dich anstupsen, überrumpeln, überraschen vom Leben, in bunt, Neonfarben. Blendend, grell, anstrengend. Aber echt, echt und ohne Filter. 

Jule

Mittwoch, 22. April 2015

Öfter mal...entspannen!

Du denkst dir: Was, noch öfter? Ich chill‘ doch schon den ganzen Tag. Dann darfst du natürlich trotzdem weiterlesen, solltest dich aber nicht unbedingt angesprochen fühlen und vielleicht eher zu Zettel und Stift greifen, um eine To-Do-Liste zu schreiben. Das mache ich zurzeit mehrmals täglich, das habe ich schon immer gemacht. Aufgeschrieben, was ich tun muss, um nichts zu vergessen, um andere nicht zu enttäuschen und vor allem, um mich selbst nicht zu enttäuschen. Es gibt für mich kaum ein befriedigenderes Gefühl als abends einen Blick auf meine Liste zu werfen und zu sehen, dass ich Punkte abhaken konnte, von der Liste streichen konnte, etwas geschafft habe. Genug geschafft habe, um stolz auf mich zu sein. Solange ich produktiv war, hat das gut funktioniert und mein kleines ehrgeiziges Männchen, das dort in mir wohnt, wo auch das Volk der Erwartungen lebt, hatte gute Laune. Doch ja, der Fehler im System zeigte sich dann, wenn ich mal einen „faulen“ Tag hatte, nicht genug Zeit, um meine Liste abzuarbeiten, keine Kraft oder schlichtweg keine Lust. Dann schrillte in meiner gedanklichen Landschaft der Erwartungen und Ansprüche die Alarmglocke und das Ehrgeiz-Männchen bekam verdammt schlechte Laune, fing an, mir Vorwürfe zu machen. Ich machte mir selbst Vorwürfe und war auf einmal überhaupt nicht mehr stolz auf mich, sondern verdammt unzufrieden.

Aber ja, meine Verwendung der Vergangenheitsform kam hier nicht zufällig: Ich habe den Fehler im System erkannt und ich umgehe ihn. Das klappt nicht immer, aber immer öfter. Ich sage meinem Männchen, he, entspann dich mal! Ehrgeizig bleibt es trotzdem, aber immerhin hält es eine Zeit lang seine vorlaute Klappe. Stille. Angenehme Stille, in der ich mal etwas anderes wahrnehmen kann, die ich mit Gedanken ausfülle, die so gar nichts mit meinen Ansprüchen zu tun haben, angenehme Gedanken. Tagträume.


Ich sitze im Gras, es kitzelt meine nackten Füße und piekst ein bisschen. Die Grashalme sind warm von der Sonne, die auch meine Haut wärmt, mich wärmt. Sommersprossen. So viele Gänseblümchen, die sich wie Sommersprossen im Gras verteilen, helle Punkte. Ich schließe die Augen und sehe die Sonne, obwohl ich sie nicht sehe, rieche den süßen Duft der Blumen und den unverkennbaren Geruch von Gras, sehe die hellen Punkte, die vor meinem inneren Auge tanzen. Ich lasse meine Gedanken ziehen und träume mich weg, weit weg, träume mich nah zu dir und fern von mir. Halt, nein, ich bin nicht weg von mir, nur weg von allem, was mich stört, nervt, stresst. Das ist jetzt irgendwo, aber sicher nicht hier in diesem Moment, in dem nur Platz ist für Sommer und Sonne. Und Sommersprossen.

Tagträume, egal ob im Park oder am Meer, entspannen. Die Seele baumeln lassen und einfach mal abschalten. Am besten auch das Handy. Ich ignoriere das verzweifelte Kreischen meines Ehrgeiz-Männchens, das erreichbar sein will und bin nur erreichbar für alles, was ich sehe, höre, rieche, fühle. Meine Listen können warten, aber all diese Bilder und Eindrücke warten nicht. 


Eure Jule