Ja, quasi mein Credo vom letzten Post. Hab mir selbst Mut
zugesprochen, will mich öfter trauen, auf’s Leben vertrauen, auf mich. Mich in
die Ungewissheit stürzen und haltlos fallen, die Illusion von Sicherheit über
Bord werfen und springen.
Und ich bin gesprungen und geflogen und ausnahmsweise nicht
im übertragenen Sinne. Nein, heute fand die besagte Endaktion der heißen WG statt,
das heißt ich bin mit meinen drei Mitbewohnerinnen auf den Gipfel des Puy de Dôme
gewandert, um dort nicht nur die Aussicht zu genießen, sondern um abzuspringen,
uns noch höher tragen zu lassen und zu fliegen. Paragliding. Kribbeln im Bauch,
Grinsen auf dem Gesicht, Luft in den Lungen und Wind um den Ohren. Ich schaue
nach unten, sehe Wälder und Felder, Wiesen, Täler und Berge. Sehe diese Stadt,
die ich irgendwie in’s Herz geschlossen habe. Grün mit gelben Tupfen, Löwenzahn
vielleicht. Ich hänge in der Luft und schwebe, habe keinen Halt und fühle mich
sicher. Der Schirm trägt mich und der hinter mir weiß schon, was er tut. Es ist
so still hier oben, angenehm, ich höre nur den Wind, kühl streift er mein
erhitztes Gesicht und er trägt mich, kraftvoll. Spielt mit mir und dem Schirm,
lässt ihn ein bisschen hüpfen und mein Herz klopfen. Adrenalin, ja ein
bisschen. Und ich muss lachen, so schön ist das.
Ich will nochmal. Mich nochmal trauen, nochmal springen.
Schweben, Gleitflug, höher noch. Auch im übertragenen Sinne. Es gibt keine
Sicherheit und keinen Halt, alles ist Risiko, Leben ist Risiko. Aber wieso
immer auf Nummer sicher gehen, wenn man so viele Möglichkeiten hast? Warum
nicht einfach mal loslassen und abspringen und schauen, was passiert?
Vielleicht fliegst du ja. Vielleicht fällst du. Und wirst aufgefangen, vom Leben.
Ein bisschen freier Fall fühlt sich gut an, haltlos, schnell, aufregend. Und
wenn es zu schnell geht, kann man immer noch die Reißleine ziehen, immer
zurück. Wieder auf den Boden, Halt suchen. Und wieder springen, immer wieder,
immer weiter.
Eure Jül
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